Munition
(lat.), die Gesamtheit aller Gegenstände, welche zum Schießen [* 2] aus Feuerwaffen dienen. Man unterscheidet scharfe und blinde oder ¶
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Manövermunition.
Ein scharfer Schuß besteht aus dem Geschoß,
[* 4] der Pulverladung und der Zündung, ein blinder oder Manöverschuß
nur aus der Pulverladung und der Zündung. Eisenmunition
ist die Kollektivbezeichnung für alle Arten Artilleriegeschosse und
Pulvermunition
diejenige für die fertigen Geschützladungen, also die Kartuschen.
[* 5] Die Geschosse der Artillerie werden zum Teil
in Privathüttenwerken gefertigt (Hartgußgranaten von Gruson in Buckau bei Magdeburg
[* 6] und Ganz u. Komp.
in Ratibor,
[* 7] Granaten
[* 8] und Schrapnells in der Gutehoffnungshütte zu Sterkerade, Rheinböller-Hütte bei Bacharach, Steinmig in
Danzig
[* 9] u. a. m.). Staatliche Geschoßfabriken bestehen in Spandau,
[* 10] Siegburg
[* 11] und Ingolstadt.
[* 12]
Das Fertigmachen der Munition
zum Gebrauch geschieht in den Artillerie-Laboratorien. Hier werden die Geschosse
mit der Füllung (Schrapnells), der Sprengladung und Zündung (s. d.) versehen und die Kartuschen (Patronen) gefertigt. Die Geschützladungen
sind in cylindrische Kartuschbeutel mit Boden (s. Kartusche) eingeschlossen und über dem Pulver zugebunden. Für die Munition
der
Handfeuerwaffen
[* 13] begann mit der Erfindung der gasdichten Einheitspatrone, d. h. der Vereinigung von Geschoß, Ladung
und Zündung in einer metallenen Patronenhülse, eine neue Epoche, die der Metallpatronen (vgl. Handfeuerwaffen, Fig. 6, 7 u.
8). Die Patronenhülsen werden für die Armee in den Gewehrfabriken (s. d.), Munition
für Jagd- und Scheibengewehre von Lorenz in
Karlsruhe,
[* 14] Dreyse u. Collenbusch in Sömmerda etc. hergestellt.
Die Zündhütchen, kleine, aus Messingblech gestanzte Näpfchen, auf deren Boden eine bestimmte Menge Zündsatz
unter einem eingepreßten Zinnplättchen gelagert ist, werden in den Feuerwerks-Laboratorien zu Spandau und Ingolstadt, die
Geschosse aus gezogenem Bleidraht in den königlichen Munition
sfabriken zu Danzig, Spandau, Erfurt
[* 15] und Amberg
[* 16] gefertigt. Die Anfertigung
der Patronen für die deutsche Armee geschieht in den Laboratorien (s. d.) sowie in der
Patronenfabrik zu Spandau durch Lohnarbeiterinnen.
Für die Massenanfertigung sind eine Anzahl Maschinen konstruiert worden, von denen z. B. die Pulverfüllmaschine, Geschoßeinsetzmaschine
etc. in 10 Stunden 120,000 Patronen fertigen. Bereits verschossene Patronenhülsen werden wieder gereinigt und kalibriert,
was vier- bis fünfmal möglich ist. Die zu den Schießübungen erforderliche Munition
heißt Übungsmunition.
Die widerrechtliche Zueignung der bei den Übungen der Artillerie verschossenen oder der Bleikugeln aus den Kugelfängen der
Schießstände der Truppen wird nach dem deutschen Reichsstrafgesetzbuch mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe
bis zu 900 Mk. bestraft.
Die Feldchargierung wird in der Regel im Frieden fertig bereit gehalten; sie beträgt bei der Infanterie
(Kavallerie) in Deutschland
[* 17] 180 Patronen; bei der Artillerie für leichte 250, für schwere Geschütze
[* 18] 200. Der Munition
sverbrauch
der preußischen Infanterie betrug 1866 bei der Armee in Böhmen
[* 19] 6 pro Mann = 1,368,000, bei der Mainarmee 11 pro Mann = 440,000,
zusammen 1,808,000 Patronen, sehr viel weniger, als bei den Friedensübungen verbraucht worden wären. 1870/71 wurden beim 1. bayrischen
Armeekorps 166, zusammen 4,163,000, beim 2. Armeekorps 1,105,600, also pro Mann 44, beim sächsischen Armeekorps 1,450,000,
pro Mann 58, Patronen verschossen.
Die 874 Geschütze der preußischen Armeen haben 1866 zusammen 36,000 Schuß verfeuert. Dagegen hat die
deutsche Feldartillerie 1870/71 in Summa 360,034 Schüsse abgegeben. In der Schlacht bei Gravelotte
waren 616 Geschütze im Feuer,
welche 34,844 Schüsse verfeuerten, 56,5 Schuß pro Geschütz (bei Vionville 94 Schuß pro Geschütz). Der Munition
sersatz geschieht
zunächst aus dem Bataillons- oder Eskadrons-Patronenwagen, sodann aus den Infanterie-Munitionskolonnen. Die
Feldartillerie führt ihre Munition
in den Geschützprotzen und den Munitionswagen der Batterien mit sich; der Ersatz erfolgt aus
den Artillerie-Munitionskolonnen, welche der Armee bis zum Gefechtsfeld folgen und sich aus den Reserve-Munitionskolonnen des
Feld-Munitionsparks ergänzen.