Natronlauge
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s. Natriumhydroxyd. ^[= (Natriumoxydhydrat, Ätznatron, Natronhydrat) NaOH entsteht, wenn Natrium auf kohlensäurefreies ...]
Natronlauge
3 Wörter, 33 Zeichen
Natronlauge,
s. Natriumhydroxyd. ^[= (Natriumoxydhydrat, Ätznatron, Natronhydrat) NaOH entsteht, wenn Natrium auf kohlensäurefreies ...]
(Natriumoxydhydrat, Ätznatron, Natronhydrat) NaOH entsteht, wenn Natrium auf kohlensäurefreies Wasser
oder gelöschter Kalk (Calciumhydroxyd) auf eine Lösung von kohlensaurem Natron einwirkt. Zur Darstellung löst man kristallisiertes
kohlensaures Natron in 4 Teilen Wasser, erhitzt die Lösung im blanken eisernen Kessel zum Sieden, setzt allmählich
frisch gelöschten Kalk hinzu und verfährt im übrigen wie bei der Bereitung des Kaliumhydroxyds (s. d.). Die so erhaltene
Lösung von Natriumhydroxyd (Ätzlauge, Ätznatronlauge
, Natronlauge) ist auch wie die Kalilauge zu behandeln. Die offizinelle Natronlauge
enthält in 100 Teilen etwa 15 Teile Natriumhydroxyd und besitzt das spez. Gew.
1,159-1,163. Den Gehalt einer Natronlauge bei verschiedenem spezifischen Gewicht zeigt die folgende Tabelle, welche für 15°
gültig ist:
Proz. | Spez. Gew. |
---|---|
1 | 1,012 |
2 | 1,023 |
3 | 1,035 |
4 | 1,046 |
5 | 1,059 |
6 | 1,070 |
7 | 1,081 |
8 | 1,092 |
9 | 1,103 |
10 | 1,115 |
11 | 1,126 |
12 | 1,137 |
13 | 1,148 |
14 | 1,159 |
15 | 1,170 |
16 | 1,181 |
17 | 1,192 |
18 | 1,202 |
19 | 1,213 |
20 | 1,225 |
21 | 1,236 |
22 | 1,247 |
23 | 1,258 |
24 | 1,269 |
25 | 1,279 |
26 | 1,290 |
27 | 1,300 |
28 | 1,310 |
29 | 1,321 |
30 | 1,332 |
31 | 1,343 |
32 | 1,353 |
33 | 1,363 |
34 | 1,374 |
35 | 1,384 |
36 | 1,395 |
37 | 1,405 |
38 | 1,415 |
39 | 1,426 |
40 | 1,437 |
41 | 1,447 |
42 | 1,456 |
43 | 1,468 |
44 | 1,478 |
45 | 1,488 |
46 | 1,499 |
47 | 1,508 |
48 | 1,519 |
49 | 1,529 |
50 | 1,540 |
51 | 1,550 |
52 | 1,560 |
53 | 1,570 |
54 | 1,580 |
55 | 1,591 |
56 | 1,601 |
57 | 1,611 |
58 | 1,622 |
59 | 1,633 |
60 | 1,643 |
Durch Verdampfen der Natronlauge erhält man festes Natriumhydroxyd; doch wird dies gegenwärtig meist in den Sodafabriken im großen dargestellt und als kaustische Soda (Seifenstein, Sodastein) in den Handel gebracht. Man schmelzt, wie bei dem gewöhnlichen Sodabildungsprozeß, schwefelsaures Natron mit kohlensaurem Kalk und Kohle, erhöht aber die Quantität der letztern, laugt nach dem Schmelzen die gewonnene Rohsoda sofort aus, erhitzt die Lauge mit gelöschtem Kalk unter Einblasen von Luft, welche Schwefelnatrium oxydiert, zieht die Lauge von dem Kalkschlamm klar ab, verdampft sie unter Entfernung der sich abscheidenden Salze und beseitigt einen Rückstand von Schwefelnatrium durch Zusatz von Chilisalpeter oder durch Einblasen von Luft bei sehr hoher Temperatur.
Cyanverbindungen, welche in dem Ätznatron vorhanden waren, zersetzen sich unter Abscheidung von Graphit und Entwickelung von Ammoniak. Das vom Bodensatz (Eisenoxyd, kieselsaure Thonerde etc.) klar abgezogene geschmolzene Ätznatron wird in Blechtrommeln gefüllt. Auch die durch Schwefeleisennatrium rot gefärbte Mutterlauge der Sodafabriken (Rotlauge), welche reich an Natriumhydroxyd ist, wird in derselben Weise auf kaustische Soda verarbeitet. Man bereitet Natriumhydroxyd auch durch Zersetzung von schwefelsaurem Natron mit Ätzbaryt, wobei schwefelsaurer Baryt (Blanc fixe) als Nebenprodukt auftritt; ferner bei der Verarbeitung des Kryoliths auf schwefelsaure Thonerde und durch Glühen von Natronsalpeter mit Braunstein oder metallischem Eisen. [* 5] Chemisch reines Natriumhydroxyd stellt man mit Natrium dar, indem man auf dieses in einer silbernen Schale Wasser tropfen läßt.
Das Natriumhydroxyd des Handels bildet eine weiße, steinartige Masse. Reines Natriumhydroxyd besteht aus 77,5 Proz. Natron und 22,5 Proz. Wasser, ist kristallinisch, durchscheinend, vom spez. Gew. 2,13, zerfließt an der Luft, erstarrt dann aber wieder unter Bildung von kohlensaurem Natron, löst sich leicht in Wasser und Alkohol und gleicht in seinen chemischen Eigenschaften im allgemeinen dem Kaliumhydroxyd. Es zerstört die meisten Pflanzen- und Tierstoffe und fühlt sich, weil es die Haut [* 6] stark angreift, zwischen den Fingern schlüpfrig an. Es schmilzt bei Rotglut und ist in höherer Temperatur flüchtig.
Mit Säuren bildet es die Natronsalze, und aus Metallsalzen fällt es Metallhydroxyde. Man benutzt es in der Seifenfabrikation, zur Verarbeitung und Reinigung der Teeröle, des Erdöls etc., zur Darstellung von Natronwasserglas und Holzcellulose für die Papierfabrikation, [* 7] künstlichem Alizarin und Resorcin, in der Bleicherei und überall in der chemischen Industrie, wo es auf die Wirkung einer starken Base ankommt. Die Fabrikation der festen kaustischen Soda mit Hilfe von Salpeter wurde 1844 von Weißenfeld in der Tennantschen Sodafabrik in Glasgow [* 8] erfunden, doch beginnt die Entwickelung dieses Industriezweigs erst 1853 mit dem Patent von Gossage, welcher die schwefelnatriumhaltigen Laugen in einem Koksturm oxydierte. 1858 machten die Gebrüder Thomas die Rohlauge mit Kalk kaustisch und oxydierten gleichzeitig das Schwefelnatrium durch eingeblasene Luft. Die Industrie entwickelte sich fast vollständig in Lancashire. In Deutschland [* 9] wird seit 1859 Natriumhydroxyd dargestellt.
Vgl. Lunge, [* 10] Handbuch der Sodaindustrie (Braunschweig [* 11] 1879).