Nervensystem
,
die Gesamtheit aller
Organe der
Empfindung im tierischen
Körper. Ursprünglich wohnt
einer jeden
Zelle
[* 2] die Fähigkeit, die äußern
Reize zu empfinden und sich demgemäß zu bewegen, also zusammenzuziehen, auszudehnen
etc., inne; daher ist auch bei den niedersten
Tieren ein gesondertes Nervensystem
noch nicht vorhanden. Bei
Zusammensetzung des
Körpers
jedoch aus mehreren
Schichten, wie sie bei weitaus den meisten
Tieren stattfindet, beschränkt sich die
Empfindlichkeit mehr und mehr auf die äußerste
Schicht, die
Haut,
[* 3] welcher daher auch das Nervensystem
angehört.
In der einfachsten Form, welche das Nervensystem
einnimmt (vgl.
Haut), besteht es aus Hautzellen, welche entweder einzeln oder zu
Gruppen
angeordnet sich vor den übrigen Hautzellen durch größere
Reizbarkeit auszeichnen und unter sich mittels
seiner
Ausläufer in
Verbindung stehen. So noch bei
Quallen und
Seerosen. Bei den übrigen
Tieren jedoch hat sich das Nervensystem
mehr
oder weniger von der
Haut in das schützende
Innere des
Körpers zurückgezogen und steht mit der Oberfläche meist nur noch
an einigen
Stellen
(Sinnesorgane, s. d.) in
Verbindung.
Doch zeigt sich während der
Entwickelung jedes höhern
Tiers aus dem
Ei,
[* 4] wie das gesamte Nervensystem
auch hier aus einem Teil der
Haut
hervorgeht und sich erst später in die Tiefe des
Körpers versenkt. Man unterscheidet übrigens am Nervensystem
in seiner vollkommenen
Ausbildung zwei Teile: den zentralen und den peripherischen. Ersterer ist vorzugsweise aus Ganglienzellen
[* 5] (s. unten) zusammengesetzt, letzterer besteht meist aus
Nervenfasern (s. unten) und verbindet die
Zentralorgane mit den in der
Haut gelegenen Endapparaten, den
Sinnesorganen, oder mit den
Muskeln
[* 6] etc. Bei den höhern
Tieren lassen sich ferner nach einer
andern
Richtung hin zweierlei
Arten von Nervensystemen
unterscheiden: das animale zur Besorgung der bewußten
Empfindungen und willkürlichen
Bewegungen, das vegetative für die Vorgänge der
Ernährung,
Absonderung etc. sowie für die
damit verbundenen unwillkürlichen
Bewegungen. Im Zentralteil des animalen
Systems treten bei den meisten
Tieren die Ganglienzellen
zu
Gruppen, den sogen.
Ganglien
(Nervenknoten), zusammen, die unter sich durch Bündel von
Nervenfasern
(Kommissuren)
verbunden sind und die peripherischen
Nerven
[* 7] von sich ausstrahlen lassen. Bei den gegliederten
Tieren sind dann gewöhnlich
für jeden
Abschnitt des
Körpers zwei nebeneinander liegende
Ganglien vorhanden, so daß mittels der
¶
mehr
Längs- und Querkommissuren eine Art von Strickleiter entsteht. Meist haben Verschmelzungen der beiden nebeneinander,
vielfach auch mehrerer hintereinander gelegenen Ganglien zu einer Masse statt; namentlich ist dies bei den Tieren mit einem
Kopf der Fall. Man nennt dann die in letzterm gelegene größere Portion das Gehirn
[* 9] (s. d.), den Rest je
nach seiner Lagerung im Körper Bauchmark (bei Würmern und Gliederfüßlern), resp. Rückenmark (bei Wirbeltieren). Bei letztern
heißt Gehirn und Rückenmark zusammen, also das animale Nervensystem
, auch wohl Cerebrospinalsystem; indem vegetativen oder sympathischen
System wird der Zentralteil ebenfalls von Ganglien, der peripherische von Nervenfasern gebildet (s. Sympathikus). Ganglienzellen
und Nervenfasern faßt man auch unter dem Namen Nervengewebe zusammen und stellt dieses dem Haut-, Muskel-
etc. Gewebe
[* 10] gegenüber. Über die nähere Zusammensetzung desselben s. Ganglien und Nerven.