Newton
(spr. njuht'n), Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, etwa 10 km westlich von Boston, [* 2] am Charlesfluß, der mehrere Papier- und andre Mühlen [* 3] treibt, mit Baptistenseminar und (1885) 19,759 Einw.
Newton
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Newton
(spr. njuht'n), Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, etwa 10 km westlich von Boston, [* 2] am Charlesfluß, der mehrere Papier- und andre Mühlen [* 3] treibt, mit Baptistenseminar und (1885) 19,759 Einw.
Newton
(spr. njuht'n), 1) Isaak, der Begründer der neuern mathematischen Physik und der physischen Astronomie, [* 4] geb. bei Woolsthorpe in der Grafschaft Lincoln, studierte in Cambridge Mathematik. Besonders zogen ihn die Werke Saundersons, Descartes', Keplers und Wallis' »Arithmetica infinitorum« an, welch letztere ihn zur Erweiterung des binomischen Lehrsatzes und zur Entdeckung der Fluxionslehre hinleitete. Er fand nämlich, daß der binomische Satz nicht bloß für ganze positive Exponenten, sondern auch für gebrochene und negative anwendbar sei, und erhob sich mittels dieses wichtigen Satzes zu einem allgemeinen Prinzip der Methode der »Fluxionen«, welches darin besteht, aus der Art und Weise des allmählichen Anwachsens der Größen auf ihren Wert zu schließen.
Achtzehn Jahre später machte
Leibniz dieselbe
Entdeckung unter einer andern Form, welche jetzt unter dem
Namen der
Differentialrechnung
[* 5] (s. d.) angewendet wird. Durch einen vom
Baum fallenden Apfel soll Newton
auf die
Kraft,
[* 6] welche die
Körper
nach dem
Mittelpunkt der
Erde hinzieht, aufmerksam geworden sein; weiteres Nachdenken führte ihn auf die
Vermutung, daß dieselbe
Kraft auch auf den
Mond
[* 7] wirke, und daß ebenso die Anziehungskraft der
Sonne
[* 8] die
Ursache der Planetenbewegung sei; aus den von
Kepler entdeckten
Gesetzen der Planetenbewegung zog
er den
Schluß, daß diese
Kraft (die
Gravitation) im umgekehrten
Verhältnis des
Quadrats der
Entfernung wirke.
Erst als
Mercators »Logarithmotechnia« erschienen war und die darin gelehrte
Quadratur der
Hyperbel
[* 9] außerordentliches Aufsehen erregte, fand sich Newton
bewogen, seine bei weitem mehr leistende
Methode der
Fluxionen seinem
Lehrer
Barrow mitzuteilen. Daneben beschäftigte ihn damals die Zerlegung des weißen Sonnenlichts
in verschiedenfarbige
Strahlen durch das
Prisma.
[* 10] So hatte er sich um die mathematisch-physikalischen
Wissenschaften bereits
unsterbliche
Verdienste erworben, als ihm 1669
Barrow seinen Lehrstuhl abtrat.
Bald nachher erregte er durch eine Arbeit über bessere Einrichtung der Spiegelteleskope die Aufmerksamkeit der Royal Society zu London, [* 11] der er auch ein solches von ihm selbst verfertigtes 30-40mal vergrößerndes Teleskop überreichte. 1671 als Mitglied derselben aufgenommen, fand er dadurch Veranlassung, ihr einen Teil der Analysis des Lichts vorzulegen. Der Streit, in welchen ihn diese Theorie mit Hooke und andern Physikern verwickelte, bewog ihn zu einer weitern Ausführung seiner Theorie des Lichts in einer zweiten Arbeit.
Ein
Bericht, den er 1679 über ein astronomisches
System abzustatten hatte, veranlaßte ihn zu dem
Vorschlag, die
Bewegung der
Erde durch direkte
Versuche über die
Abweichung von der
Vertikalen, welche frei fallende
Körper erleiden, zu beweisen, womit
er die früher schon einmal behandelte Gravitationstheorie von neuem aufnahm. Da seitdem
Picard einen
Grad des
Meridians in
Frankreich gemessen und darauf eine genauere Bestimmung des Erdhalbmessers gegründet hatte, so fand Newton
bei
Anwendung desselben, daß die
Bewegung des
Mondes in der That mit dem von ihm entdeckten Gravitationsgesetz übereinstimme.
Von nun an war seine wissenschaftliche Thätigkeit fast ausschließlich der Verfolgung dieses Naturgesetzes gewidmet. Als 1684 Halley ihn in Cambridge besuchte, konnte er demselben bereits den »Tractatus de motu« vorlegen, der dann das erste und zweite Buch seiner »Philosophiae naturalis principia mathematica« (Lond. 1687, 2. Aufl. 1713; mit Kommentar von Lesueur und Jacquier, Genf [* 12] 1760, 4 Bde.; neu hrsg. von Wright, Lond. 1854, 2 Bde.; von Thomson und Blackburne 1871; von Frost 1878; deutsch von Wolfers, Berl. 1873) bildete.
Inzwischen hatte Newton
auch eine politische Wirksamkeit gewonnen. Er repräsentierte nämlich die
Universität
Cambridge in dem
Parlament, welches 1689 die Thronerledigung aussprach, und erhielt 1696 durch den
Grafen von
Halifax
[* 13] bei
dessen
Eintritt in das
Finanzministerium die
Stelle eines
Münzwardeins und 1699 die eines Münzmeisters. Von seinen Werken besorgte
er nur die
»Optik« selbst zum
Druck und zwar zuerst englisch unter dem
Titel: »Optics,
or a treatise of the reflexions, inflexions
and colours of light« (Lond. 1704), die von
Clarke unter seiner
Aufsicht ins
Lateinische übersetzt wurde
(das. 1706). Mit der ersten englischen
Ausgabe des Werkes vereinigte Newton
auch zwei geometrische Abhandlungen (also two treatises
of the species and magnitude of curvilinear figures). Seine »Arithmetica universalis«,
welche die von ihm in
Cambridge gehaltenen analytischen Vorlesungen enthält, wurde von
Whiston ohne und
selbst gegen
Newtons
[* 14]
Willen herausgegeben (Cambr. 1707; neue Ausg., Amsterd.
1761, 2 Bde.; Lond. 1845). Auch seine
»Methodus differentialis« und
»Analysis per aequationes numero terminorum infinitas« wurden von
¶
fremder Hand,
[* 16] jedoch mit seiner Zustimmung, veröffentlicht (Lond. 1711). Hinsichtlich des Streits,
in den Newton
1712 mit Leibniz über die Erfindung des Infinitesimalkalküls geriet, steht jetzt fest, daß jeder unabhängig von
dem andern auf seine Methode gekommen ist. Die Briefe, worin jeder das frühere Dasein seiner Erfindung behauptet hat, sind
in dem »Commercium epistolicum« (Lond. 1712) gesammelt. Auch über chronologische Gegenstände
hat Newton
scharfsinnige Untersuchungen angestellt und ein eignes Werk verfaßt, welches unter dem Titel: »The chronology of ancient
kingdoms amended« (Lond. 1728; deutsch, Hildburgh. 1745)
erschien.
Von geringerer Bedeutung sind seine metaphysischen Hypothesen. In seinen »Ad Danielis prophetae vaticinia,
nec non S. Johannis Apocalypsin observationes« (1736) verirrte sich sein klarer Geist in mystische Träumereien; überhaupt
waren religiöse Betrachtungen in den spätern Lebensjahren eine von Newtons Hauptbeschäftigungen. Seit dem Verlust seines
Laboratoriums und eines Teils seiner Manuskripte durch eine Feuersbrunst scheint er den Wissenschaften entfremdet worden zu sein,
und es finden sich aus dieser Zeit eigentlich nur drei neue Arbeiten von ihm, nämlich eine Abhandlung
über Temperatur (1701), eine Entwickelung der Ideen, welche Hadley nachher durch seinen Spiegelsextanten realisiert hat, und
endlich eine Auflösung des von Joh. Bernoulli vorgelegten Problems über die Brachistochrone oder die Linie der kürzesten Fallzeit.
Er starb Sein Leichnam ward in der Westminsterabtei beigesetzt. Seine Familie ließ ihm 1731 ein
prächtiges Denkmal errichten; im Trinity College zu Cambridge wurde 1755 seine Marmorstatue aufgestellt. Seine Werke wurden
lateinisch von Horsley (Lond. 1779-85, 5 Bde.)
herausgegeben. Sein Leben beschrieb Brewster (Lond. 1832, neue Ausg. 1881; deutsch,
Leipz. 1833), der auch die »Memoirs of the life, writings
and discoveries of Sir I. Newton«
(2. Aufl., Edinb. 1860) herausgab.
Eddleston veröffentlichte seine »Correspondence« (Lond.
1850).
2) Charles Thomas, engl. Archäolog, geb. 1816, ward in Shrewsbury und Oxford [* 17] gebildet und war 1840-52 in der archäologischen Abteilung des Britischen Museums angestellt. In letzterm Jahr ließ er sich, um im Archipel und an den Küsten von Kleinasien Ausgrabungen zu machen, als Vizekonsul nach Mytilene versetzen. Nach einigen Jahren der Forschung entdeckte er bei Budrun das Mausoleum der Artemisia und machte Ausgrabungen auf Knidos und zu Branchidä in den Jahren 1856-59, die für das Britische Museum eine reiche Ausbeute ergaben. Im Mai 1860 ward er zum britischen Konsul in Rom, [* 18] 1861 zum Inspektor der römischen und griechischen Altertümer am Britischen Museum ernannt. Er veröffentlichte: »Discoveries at Halicarnassus, Cnidus and Branchidae« (Lond. 1862);
»Travels and discoveries in the Levant« (1865, 2 Bde.);
»The antiquities of Cyprus, discovered by L. Palma di Cesnola« (1873);
»Description of the Castellani collection« (1874);
»Essays on art and archaeology« (1880; daraus übersetzt von Imelmann: »Die griechischen Inschriften«, Hannov. 1881).