Orgān
(v. griech. orgănon, »Werkzeug«),
jeder geformte und
an sich individuelle Teil eines
Tiers oder einer
Pflanze.
Jedes Organ
hat den
Grund seines Daseins nur in dem Ganzen, welchem es angehört; daher besitzt es auch nur
im Zusammenhang mit diesem dauerndes
Leben. Die Vereinigung einer gewissen Anzahl von verschiedenen Organen
zu einem lebensfähigen
Ganzen heißt
Organismus, dessen
Zusammensetzung sich immer komplizierter erweist, je höher derselbe in der Reihenfolge
der Lebewesen steht. Die einzelnen unter sich vereinigten Organe
geben einander die ihnen im
Organismus zukommende Bedeutung
und erhalten einander gegenseitig.
Ihre Vereinigung zu einem Ganzen, welches bestimmten Lebensbeziehungen entspricht, heißt
Organisation. Den
Gegensatz zu den
organ
isierten
Wesen bilden diejenigen Naturkörper, deren einzelne Teile nur äußerlich miteinander zusammenhängen, sich
nicht wechselweise bedingen und selbst dann, wenn sie aus ihrem Zusammenhang gerissen werden, nicht aufhören
zu sein, was sie eben sind. Die
Erscheinungen, deren Gesamtheit man
Leben (s. d.) nennt, verlaufen nur an den Organ
ismen; die
allgemeinste und hervorragendste
Erscheinung an letztern aber ist der
Stoffwechsel, dessen die unorgan
isierten Naturkörper
gänzlich entbehren.
Diejenigen chemischen
Verbindungen, welche nur in den Organ
ismen vorkommen und im Verlauf des diesen eigentümlichen
Stoffwechsels
entstehen, nennt man organ
ische
Verbindungen im
Gegensatz zu den unorgan
ischen
Stoffen, welche sich im Mineralreich vorfinden
und ganz unabhängig von den Organ
ismen sind. Doch kommen auch anorganische
Körper in den Organ
ismen vor, und viele
organ
ische
Verbindungen, wie z. B. der
Harnstoff, sind nachher auch künstlich auf rein chemischem Weg erzeugt worden, so daß
diese Unterscheidung nur noch auf das natürliche Vorkommen bezogen werden kann.
Auch die chemischen
Elemente, aus welchen die organ
ischen
Verbindungen bestehen, finden sich sämtlich in den anorgan
ischen
Körpern wieder. Übrigens darf man den
Begriff organisch
nicht mit organisiert verwechseln. Der organische
Stoff ist als solcher noch nicht organ
isiert; aber jeder organisierte
Körper ist deshalb,
weil er organ
isiert ist, auch organischer
Natur. Diejenigen Teile des tierischen und pflanzlichen
Organismus, welche wir im gewöhnlichen
Leben als Organe zu bezeichnen
pflegen, zeigen sich bei näherer Untersuchung wiederum aus feinern Organen zusammengesetzt.
Die menschliche Zunge z. B. ist ein Organ, welches aus einer eigentümlich gebauten Schleimhaut, aus Gefäßen, Nerven, [* 2] Muskeln [* 3] etc. besteht. Jedes der genannten Gebilde stellt für sich wiederum ein Organ vor, denn jeder Muskel z. B. besteht aus Bindegewebe, Gefäßen, Nerven und Muskelfasern, und diese Elemente wiederum sind aus Zellen hervorgegangen. Vorläufig hat man sich allgemein daran gewöhnt, als sogen. Elementarorgan die tierische und pflanzliche Zelle [* 4] zu betrachten. (Vgl. Individuum, Leben und Zelle.) - Das Wort Organ wird auch übertragen auf Gegenstände andrer Art, z. B. Wissenschaften, Kunstwerke, insbesondere aber auf das ¶
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Staatsleben (Staatsorganismus). In weiterer Bedeutung bezeichnet Organ jedes Mittel der Gedankenmitteilung, also zunächst die menschliche Stimme mit besonderer Rücksicht auf ihre Höhe und ihren Klang, namentlich in ihrer oratorischen Anwendung, sodann auch den Redenden selbst, sobald er nämlich im Namen und Auftrag andrer das Wort führt, und endlich gewisse Wege der schriftlichen Gedankenmitteilung, namentlich Zeitungen und Zeitschriften, welche einer bestimmten Richtung ausschließlich dienen, woher Benennungen, wie Regierungsorgan, Parteiorgan etc.