Ostturkistan
,
Land, s. Turkistan.
Ostturkistan
4 Wörter, 34 Zeichen
Ostturkistan,
Land, s. Turkistan.
(Turkestan, »Land der Türken«),
Name der Länder in der großen Längssenkung des Tarimbeckens in der östlichen, der Flußsysteme des Amu Darja und Sir Darja in der westlichen Hälfte Innerasiens, zwischen welchen die Gebirgsketten, welche die Pamirhochthäler einfassen, die Wasserscheide bilden (s. Karte »Zentralasien«). [* 3] Geographisch gehört die Osthälfte zu dem großen Gebiet der seit langen geologischen Zeitperioden abflußlosen Wasserbecken Zentralasiens (s. d.); die Westhälfte dagegen endigt in der erst seit jüngerer Zeit vom Meer verlassenen aralokaspischen Niederung. Politisch bildet die westliche Hälfte das russische Generalgouvernement Turkistan, die östliche Hälfte einen Teil des chinesischen Kaiserreichs. Im folgenden sind beide Teile selbständig behandelt.
grenzt im N. an die Kirgisensteppe (Akmollinsk, Turgai etc.), im O. an das chinesische Ostturkistan, im S. an Bochara, im W. an Chiwa und hat einen Flächeninhalt von 1,604,892 qkm (29,148 QM.) mit (1885) 3,426,324 Einw. Administrativ zerfällt es in die folgenden Verwaltungsbezirke:
QKilom. | QMeilen | Einwohner | |
Transkaspische Provinz | 550629 | 10000 | 301476 |
Semiretschinsk | 381609 | 6930 | 666339 |
Ferghana | 95227 | 1729 | 716133 |
Serafschan | 54633 | 992 | 394446 |
Sir Darja | 449822 | 8169 | 1214300 |
Amu Darja | 102972 | 1870 | 133630 |
An der Spitze der Militär- und Zivilverwaltung steht ein Generalgouverneur, der seinen Sitz in Taschkent hat, und welchem Gouverneure und Kreis-, resp. Distriktschefs untergeordnet sind. Die untersten Vollzugsorgane sind Eingeborne. Allgemeine Wehrpflicht besteht hier nicht; von russischen Truppen stehen hier 1 Schützenbrigade, 19 Linienbataillone, 1 Artilleriebrigade (7 Batterien), 1 Gebirgsbatterie, 1 Sappeurhalbbataillon, 3 Orenburger und 2 Ural-Kosakenregimenter, 3 Festungsartilleriekompanien, 11 Lokalkommandos.
Das Territorium wird in seinem gebirgigen Ostteil von den westlichen Ketten des Thianschan (s. d.), welcher selbst als Narat, Mustag, Sary-dshaß, Kok-schaal, Alai und Hissarrücken die südöstliche Grenze bildet, ausgefüllt. Im Pik Chan-Tengri erreicht er eine Höhe von 6558 m. Hier entspringen der Naryn, einer der Quellflüsse des Sir Darja (s. d.), und der Tekeß, Quellfluß des Ili. Das rechte Ufer des letztern bilden der Borochorskische und Dsungarische Alatau.
Rechts des Flußgebiets des Naryn und Sir Darja zieht sich der Alatau hin, welcher sich beim Chan-Tengri vom Thianschan abzweigt. Anfangs heißt er Terskei-tau, weiter nach W. Sussamir-tau und endlich Urtak-tau. Durch die Flüsse [* 4] Tschirtschik, Aryß, Talaß, Tschu, den See Issi-kul, die Flüsse Tschirik und Tscharyn und die rechten Zuflüsse des Naryn wird der Alatau in verschiedene Gebirgszüge geteilt, welche bald russische, bald kirgisische Namen haben. Dieser gebirgige Teil des Territoriums ist teilweise bewaldet und von vielen Flüssen ¶
(die hauptsächlichsten sind erwähnt) durchströmt. Die Ebenen dagegen zeichnen sich im allgemeinen durch das Fehlen jeglichen Baumwuchses und durch Wassermangel aus. Je nach der Menge der Feuchtigkeit und der Bodenbeschaffenheit zerfallen sie in solche mit salzhaltigem Thonboden, am Fuß der Gebirge gelegen (sie werden durch künstliche Bewässerung zu außerordentlich fruchtbaren Gegenden), und in die unbegrenzten wasserlosen Sandwüsten, wie im W. die Kisilkum, im N. die Karakum, Dschitikonur und Mojunkum und endlich die am Balchasch gelegenen Wüsten.
Die Wasserlosigkeit ist jedoch nur eine bedingte: in der Tiefe findet sich Wasser, so daß auch eine gewisse Vegetation vorhanden ist;
ferner sind längs der Karawanenstraßen Brunnen [* 6] angelegt.
Die Sandsteppen scheiden sich in veränderliche und feste. Erstere liegen zumeist an den Rändern der Sandstrecken; sie sind vollständig vegetationslos. Letztere werden dadurch charakterisiert, daß sie mit einer dünnen Erdschicht von dunkelgrauer Farbe bedeckt sind und infolge der in der Tiefe vorhandenen Feuchtigkeit eine gewisse Vegetation haben; in den tiefer gelegenen Gegenden wachsen sogar Bäume und Futterkräuter. Am meisten kommen Saxaul, Wacholder und Disteln vor.
Die wenigen Flüsse, welche die Sandstrecken durchfließen, sind seicht und größtenteils mit Schilf bewachsen, das an den Mündungen unpassierbare Moräste bildet. Weite Sumpfflächen liegen am Balchasch, am Alakulsee, am Tschu, an der Mündung des Sir Darja und an dem untern Amu Darja. Schließlich sind noch die Seen (wie Balchasch, Issi-kul, Karakul u. a.) und die Salzmoräste zu erwähnen. Letztere sind meist ausgetrocknete Seen und finden sich häufig in den Sandsteppen.
Das Klima [* 7] wird durch die kontinentale Lage und außergewöhnliche Trockenheit bedingt. Zwischen Tag und Nacht und in den verschiedenen Jahreszeiten [* 8] treten sehr große Temperaturunterschiede hervor. Abgesehen von der Gebirgsgegend ist Regen nur eine seltene und außergewöhnliche Erscheinung im Sommer. Dagegen regnet es in den Gebirgen bei einer Hohe von 1200-1500 m im Mai und Juni fast täglich zwischen 4 und 7 Uhr [* 9] nachmittags, selten morgens und nachts; in der Höhe von 2400 m regnet und schneit es abwechselnd in den Sommermonaten; in einer Höhe von 2700 m fällt nur noch Schnee. [* 10] Wälder, vorzugsweise Tannenwälder, trifft man nur in den Semiretschinskischen Gebirgen, hier aber auch nur an den nördlichen und nordwestlichen Abhängen, sofern die Berge mit Schnee bedeckt sind. In klimatischer Beziehung kann man das gesamte Gebiet in vier Teile teilen:
1) Der Norden [* 11] etwa bis zum 45.° nördl. Br.; Jahresmittel im W. +6,2° C., im O. +7,5. Winter von 2-3 Monaten Dauer. Der Sir ist 123 Tage zugefroren.
2) Die südlich daran sich schließende Gegend der Forts Tschulek, Perowski, der Städte Turkistan, Aulinata und Wiernyi, mit der Jahrestemperatur von +7° (Sommer +30, Winter -24°). Der Sir ist nur 97 Tage zugefroren; Aprikosen werden reif.
3) Die Gegend um Tschemkent, Taschkent, Kuldscha, Samarkand, Petro-Alexandrowsk; Jahresmittel in Kuldscha +9,2° C., in Taschkent +14,3°; Pfirsich-, Mandelbäume, Weinstock gedeihen.
4) Das Thal [* 12] von Chodshent, die Gegend der Stadt Chokand und südlich vom 42.° nördl. Br.; mittlere Temperatur im Januar +2,4° C., im Juli +28,8° C.; Pistazien gedeihen noch in 1000 m Höhe, wilde Mandelbäume bis zu 1200 m, Aprikosen bis zu 1500 m, wilde Apfelbäume bis zu 1900 m Höhe. Hinsichtlich der Kultur sind 2,06 Proz. des Areals kultiviertes Land, 43,30 Weideland, 54,61 Proz. Unland. Ferghana und Serafschan nehmen die erste Stelle ein. Ackerbau ist nur bei künstlicher Bewässerung möglich.
Dieselbe wird durch Aksakali (Beamte) geleitet. Die erste Arbeit im Frühjahr ist die Reinigung der Kanäle; dann wird das Land gepflügt, gedüngt, bewässert und geeggt. Eine mittlere Ernte [* 13] gibt 20, im Samarkander Distrikt von Weizen 25 Korn. Nach der Ernte von Winterweizen und Gerste [* 14] säet man noch in demselben Jahr Hirse, [* 15] Sesam, Linsen, Mohrrüben, seltener Mohn. Auf dem größten Teil des zur Sommerernte bestimmten Bodens wird Reis und Dschugara gebaut;
Luzerne ist das wichtigste Futterkraut;
Krapp, Lein, Tabak [* 17] werden nur noch in unbedeutender Menge kultiviert, haben aber eine gute Zukunft, ebenso wie der Weinbau;
von Gartenfrüchten sind besonders hervorzuheben: Melonen, Arbusen, Gurken, Kürbisse;
unsre Gemüse geben einen reichen Ertrag.
Die Baumwolle, allerdings von keiner guten Qualität, hat für Turkistan doch eine große Bedeutung: 1867 wurde bereits für über 5 Mill. Rubel nach Rußland ausgeführt. Der Seidenbau spielt ebenso eine wichtige Rolle: die Produktion ergibt jährlich 1,816,000 Kokons. Die Wollproduktion bildet ausschließliche Beschäftigung der Nomaden: Schafe, [* 18] Ziegen, Kamele [* 19] werden geschoren. Auch die Viehzucht [* 20] fällt jenen ausschließlich zu und hat einen ganz bedeutenden Umfang: man berechnet die Zahl der Kamele auf 390,361, der Pferde [* 21] auf 1,602,116, des Rindviehs auf 1,180,000, der Schafe auf 11,351,278. Die Flüsse und Seen sind überaus reich an Fischen;
der Fischfang wird aber noch wenig, fast nur von den Nomaden, betrieben. An wilden Tieren gibt es Tiger, Panther, wilde Schweine, [* 22] Bären, Wölfe, Füchse, wilde Esel, wilde Ziegen, wilde Katzen [* 23] etc. An Salz [* 24] ist großer Reichtum vorhanden;
die Nutzbarmachung ist aber unbedeutend. In Ferghana gibt es Naphthaquellen, deren Ausbeute sehr nutzbringend werden kann.
Auch Goldsand, Silber-, Kupfer-, Blei- und Eisenerze, Steinkohle, Schwefel, Salpeter, Türkise sind dort zu finden. Die Ausbeute ist noch eine ganz unbedeutende. Vorläufig ist der Besitz Turkistans für Rußland noch keine Hilfsquelle; letzteres muß sogar für dies neuerworbene Land noch erhebliche Opfer bringen.
Die Bevölkerung [* 25] gehört zwei Rassen an: der kaukasischen und der mongolischen. Die erstere umfaßt Russen, Tadschik (s. d.), Perser und Afghanen, ferner Juden und Araber; die letztere zerfällt in die altaischen (turkotatarischen) Völkerschaften, welche hier als Kirgisen, Karakirgisen, Uzbeken, Karakalpaken, Kiptschak, Turkmenen, Tataren (s. diese Artikel) auftreten, und in die eigentlich mongolischen: Kalmücken, Chinesen, Sibo, Solonen u. a. Die Sarten (s. d.), Tarantschen (s. d.) und Kuraminzen, ein Gemisch verschiedener Völkerschaften, können füglich zu den Turkotataren gerechnet werden, ebenso wohl die Dunganen (s. d.), welche einen Übergang von den türkischen zu den mongolischen Völkerschaften bilden.
Annähernd wird das ganze Gebiet bewohnt von 59,283 Russen, 7300 Tataren, 690,305 Sarten, 137,283 Tadschik, 182,120 Uzbeken, 58,770 Karakalpaken, 70,107 Kiptschak, 5860 Turkmenen, 20,000 Dunganen, 36,265 Tarantschen, 1,462,693 Kirgisen, 77,301 Kuraminzen, 24,787 Kalmücken, 22,117 Mangow-Mandschuren, 2926 Persern, 857 Indern. Die Russen, ungefähr 1 Proz. der Gesamtbevölkerung, konzentrieren sich hauptsächlich in dem Semiretschinskischen Bezirk als Kosaken, Bauern und Einwohner der Städte; in dem Sir Darja-Gebiet wohnen sie ¶
größtenteils in Taschkent und in Kasalinsk und in sehr beschränkter Anzahl in den übrigen Flecken etc.: nur 4000 (ca. 1 Proz. der Bevölkerung) bewohnen den Bezirk Serafschan, 1184 (1 Proz.) den Amu Darja-Distrikt als Kolonisten der Uralkosaken, 1229 den Ferghanabezirk. Tataren sind das Handel treibende Element in den Städten. Sarten, angesiedelte Nomaden, beschäftigen sich mit Ackerbau und Handel und bilden den Kern der eingebornen Stadt- und Landbevölkerung in den südlichen Kreisen des Sir Darja-Bezirks und in ganz Ferghana sowie im Serafschanbezirk; in Semiretschinsk kommen sie nur vereinzelt vor.
Kirgisen treiben als Nomaden Viehzucht, nur die armen Stämme (die Igintschamen) sind angesessen und treiben Ackerbau; sehr ungleichmäßig verteilt, bilden sie in Semiretschinsk 78 Proz., im Sir Darja-Distrikt 62, im Amu Darja-Distrikt 29, in Ferghana 17 und in Serafschan nur 0,2 Proz. der Bevölkerung. Kuraminzen bewohnen als Ackerbauer den Kuraminzkischen Kreis [* 27] der Provinz Sir Darja. Kiptschak wohnen als Handel und Ackerbau treibend ausschließlich im nördlichen Teil von Ferghana.
Nomadisierende Uzbeken treten in größerer Masse im Kreis Serafschan, dann am rechten Ufer des Amu Darja und in geringer Anzahl in der Provinz Sir Darja auf. Karakalpaken haben sich als Ackerbauer und Viehzuchttreibende hauptsächlich im Amu Darja-Distrikt angesiedelt. Turkmenen leben ausschließlich als halbangesessene Nomaden in der Provinz Amu Darja. Die Tarantschen nehmen das Ilithal ein und siedeln jetzt zum großen Teil aus dem an China [* 28] abgetretenen Kuldschadistrikt auf russisches Gebiet über, Dunganen hauptsächlich in dem an China abgetretenen Kuldschadistrikt, dann aber auch in der Provinz Ferghana und im Kreis Serafschan; die größte Ansiedelung, 4000 Seelen, befindet sich im Thal Karakunuß im Kreis Tokmak.
Kalmücken nomadisieren in den Kreisen Wlärnyl und Issi-kul der Provinz Semiretschinsk. Tadschik gibt es im Kreis Chodshent, im Kreis Serafschan, im Kreis Kurama in dem Gebirge und in Ferghana. Perser, früher Sklaven, kommen im Kreis Serafschan und im Kreis Amu Darja vor. Inder sind in den Handelszentren verteilt; es sind nur Männer. Zigeuner und Juden wohnen hauptsächlich im Kreis Serafschan. Araber führen ein halbangesessenes Leben in der Umgegend von Samarkand und Kattykurgan. Nach den Glaubensbekenntnissen teilt sich die Einwohnerschaft des Generalgouvernements Turkistan in 2,900,000 Mohammedaner (hauptsächlich Sunniten), 57,000 Griechisch-Orthodoxe, 2000 Katholiken, 1000 Protestanten, 50,000 Heiden, 3000 Juden. 1877 betrug die angesessene Bevölkerung 1,620,535, die nomadisierende 1,417,584.
Vgl. Kostanco, Turkestan; Materialien für die Geographie und Statistik Rußlands (russ., Petersb. 1880).
Die ersten Beziehungen Rußlands zu Mittelasien, speziell zu Chiwa (s. d.), datieren aus der Regierungszeit Peters d. Gr. Einen positiven Erfolg hatten dieselben nur insofern, als die zwischen der Wolga und dem Ural wohnenden Kirgiskasaken russische Unterthanen wurden. 1725 lief die russische Grenze in Asien [* 29] längs der Flüsse Ural und Mijas mit Kurgas und Omsk, längs des Irtisch und der Vorberge des Altai zwischen Biisk und dem Telezkischen See hindurch, an den Quellen des Abankan vorbei nach der jetzigen Grenzlinie mit China hin. In Mittelasien hatte Rußland somit damals noch keine Besitzungen. 1732 erlangte Rußland südlich dieser Grenze die Herrschaft über die Kleine und Mittlere Horde der Kirgisen. Um diese nur nominellen zu wirklichen Unterthanen zu machen, legte man 1820 befestigte Punkte an zum Schutz der neuen Grenze und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in dem neuerworbenen Gebiet. So entstand eine Linie in der Mittlern und die ilezkische Linie in der Kleinen Horde der Kirgisen.
Die unbotmäßigen Kirgisen fanden Unterstützung an dem Chan von Chiwa. Infolgedessen fand die unglückliche Expedition des Generals Perowski 1839 nach Chiwa (s. d.) statt. Vorher jedoch hatte man den Posten Nowo-Alexandrowsk an der Kaidakbucht des Kaspischen Meers, den Embaposten 400 km südlich von Orenburg und Akbulak etwa 160 km noch weiter südlich nach dem Ust-Urt-Plateau zu angelegt. Nach dem niedergeworfenen Kirgisenaufstand 1846 erhielten Embinsk und Akbulak feste Garnisonen, und in der Steppe entstanden die Posten Uralskoje und Orenburgskoje. 1846 erkannten auch die Kirgisen der Großen Horde die russische Oberherrschaft an: Kopal südöstlich des Balchaschsees wurde als Stützpunkt angelegt.
Raimskoje an der Mündung des Sir Darja entstand um dieselbe Zeit. 1847 zog die russische Grenze von Osten nach Westen über den Ilifluß zum Alataurücken und längs des Tschu zum Sir Darja. Es begannen die Kämpfe mit Chokand (s. d.). Schon 1854 war die Linie des Sir Darja durch die Forts Nr. 1 (Raimskoje war aufgegeben), 2 und Perowski, etwa 350 km östlich vom Aralsee gelegen, gut befestigt. 1860 unterwarf man von Kopal her die Karakirgisen und nahm an der Sirlinie die Forts Djulek und Jany-Kurgan. 1864 wurden Aulinata, die Städte Turkistan und Tschimkent genommen.
Anfang 1865 wurde das neuerworbene Land mit der Sir Darja-Linie und den am See Issi-kul gelegenen Erwerbungen, wo man vom Fort Wiernoje aus bis an den Naryn vorgegangen war, zu dem Grenzgebiet Turkistan verbunden. Am fiel Taschkent. Jetzt trat Bochara (s. d.) in den Kampf mit Rußland ein. Am wurde der Emir auf der Ebene Ir Djar geschlagen, die Stadt Chodshent 24. Mai erstürmt; 2. Okt. fiel Dschisak, am 18. Ura-Tjube, beides strategisch wichtige Befestigungen an Pässen des Kaschgar-Dawan. Zu Ende dieses Jahrs war letzterer die Südgrenze Rußlands. Im Frühjahr 1867 wurde Jany-Kurgan besetzt.
Ein Ukas vom 11. Juli d. J. verfügte die Organisation des bis dahin dem Generalgouverneur von Orenburg unterstellt gewesenen mittelasiatischen Gebiets zu einem selbständigen Generalgouvernement Turkistan, das in den Sir Darinskischen und Semiretschinskischen Oblaßtj geteilt wurde. Die Friedensverhandlungen mit Bochara hatten keinen Erfolg, und so fielen im März 1868 Samarkand, Kurgan, Katty-Kurgan und Tschilek und wurden später als Serafschanbezirk einverleibt; am 2. Juli wurde endlich die letzte bocharische Armee auf den Höhen von Schachrissiabs total geschlagen.
Waren so Bochara u. Chokand Vasallenstaaten Rußlands geworden, so widerstand noch Chiwa. Russischerseits verschaffte man sich zunächst Stützpunkte im Osten dieses Chanats. 1869 entstand das russische Fort Krassnowodsk an dem Ostufer des Kaspischen Meers. Im Frühjahr 1870 besetzte man das in dem Balchangebirge gelegene Tasch-Arwat mit den beiden Etappen Michael und Mulla-Kari-Posten. Im Herbste desselben Jahrs führte eine Expedition die Russen schon 200 km weiter nach Osten, um die mit Chiwa verbündeten Turkmenen für deren Räubereien zu strafen. Weitere Rekognoszierungen in der Richtung auf den See Sary-Kamysch fanden 1871 statt; das Fort Tschikischljar an der Mündung des Atrek wurde angelegt. ¶