Protoplasma
(griech., »das zuerst Gebildete«,
Plasma,
Sarkode), diejenige
Substanz im tierischen und pflanzlichen
Körper, an welche das
Leben gebunden ist, daher auch in jeder
einzelnen
Zelle,
[* 3] aus denen die genannten Organismen zusammengesetzt sind, der wesentliche, ihnen allen
gemeinsame
Inhalt (im
Gegensatz zu den mehr zufälligen und auch nicht jeder
Zelle zukommenden Teilen, wie Zellhaut,
Zellkern,
Stärkekörner, Fettkügelchen etc.). Das Protoplasma
besteht im chemischen
Sinn aus einer eiweißartigen
Materie, über deren
Zusammensetzung
jedoch noch keine genauen Angaben vorliegen. Es ist im lebenden Zustand zähflüssig, vermag sich, falls
es nicht in unnachgiebige
Wände eingeschlossen ist, von der
Stelle zu bewegen, empfindet äußere
Reize und zieht sich
¶
mehr
dann zusammen (ist sensibel und kontraktil), vergrößert sich durch Aufnahme und Aneignung (Assimilation) passender Nahrung
und teilt sich unter gewissen Umständen in zwei Stücke, die jedes zur vollen Größe auswachsen können (Fortpflanzung). In
diesen seinen Eigenschaften stimmt es mit manchen niedern Wesen überein (s. Protozoen), die fast ganz aus nacktem,
d. h. von keiner Hülle umgebenem, Protoplasma
bestehen. In den übrigen Organismen nimmt es zwar manchmal dem Raum und Gewicht nach nur
einen kleinen Teil ein, bedingt jedoch als Träger
[* 5] des Lebens die mannigfaltigen Äußerungen desselben, wie sie uns an Tier
und Pflanze entgegentreten.
Dabei führt auch in ihnen das Protoplasma
jeder einzelnen von den vielen sie zusammensetzenden
Zellen bis zu einem gewissen Grad seine eigne Existenz und bleibt mitunter sogar nach dem Tode des Gesamtorganismus noch längere
Zeit unverändert. An geeigneten Objekten kann man teils die vom Protoplasma
bewirkten Wanderungen ganzer Zellen im Körper (z. B. der
weißen Blutzellen bei den Wirbeltieren), teils die Bewegungen und Strömungen des Protoplasmas
im Innern
fester Zellen beobachten, besonders gut an Pflanzen.
Als Deutoplasma bezeichnet man neuerdings die Gesamtheit der nicht aus Protoplasma
bestehenden Substanzen im tierischen Ei,
[* 6] welche bei
der Bildung des Embryos keine thätige Rolle zu spielen, sondern nur als Material zum Aufbau desselben zu
dienen scheinen. Das Protoplasma
wurde zuerst in seinen wesentlichsten Eigenschaften 1835 von Dujardin erkannt, der es bei niedern Wesen
als sogen. Sarkode beschrieb, aber als von dem Protoplasma
der höhern Tiere und Pflanzen verschieden ansah. Die heutigen Anschauungen
über dasselbe stammen im wesentlichen von Max Schultze (1861) her.
Vgl. Dujardin, Observations sur les Rhizopodes (Par. 1835);
Schultze, Über das Protoplasma
der Rhizopoden und Pflanzenzellen (Leipz. 1863);
Kühne, Untersuchungen über
das Protoplasma
und die Kontraktilität (das. 1864);
Schwarz, Morphologische und chemische Zusammensetzung des Protoplasmas
(Bresl. 1887);
v. Hanstein, Das Protoplasma
(populär, Heidelb. 1879).