Quecksilbe
rmittel,
Merkurialmittel (Mercurialia), sehr kräftige, aber auch bei
Mißbrauch sehr
giftig wirkende
Arzneimittel. Da durch falsche Anwendung der Quecksilbe
rmittel sowohl akute Vergiftungsfälle, als auch eine chronische
Krankheit (die
Merkurialkrankheit) entstehen kann, so ist die neuere
Medizin vorsichtiger in ihrem Gebrauch geworden. (S.
Quecksilbervergiftung.)
Man benutzt diese
Mittel gegenwärtig hauptsächlich zur
Heilung der
Syphilis (s. d.), wo sie trotz der
Anfeindungen der sog. Antimerkurialisten als unschätzbare, geradezu specifisch wirkende Heilmittel
noch immer ganz unentbehrlich sind und teils innerlich, teils äußerlich als Einreibung in die
Haut
[* 2] (Schmierkur) und als
subkutane Einspritzung
[* 3] vielfache Anwendung finden; ferner zur
Tötung gewisser Schmarotzer und krankheiterregender
Bakterien,
zur Förderung der
Aufsaugung und Zerteilung gewisser Entzündungsformen, einige derselben auch als
Ätz-
oder Abführmittel u. s. w. Die am meisten angewendeten Quecksilbe
rmittel.
sind das
Quecksilberchlorid
(Hydrargyrum bichloratum),
Quecksilberchlorür
(Hydrargyrum chloratum), das
Quecksilberjodür oder
gelbe Iodquecksilber
(Hydrargyrum jodatum), das
Quecksilberjodid oder rote
Jodquecksilber
(Hydrargyrum bijodatum), das rote
Quecksilberoxyd
(Hydrargyrum oxydatum), das weiße Quecksilberpräcipitat
(Hydrargyrum praecipitatum album), das salpetersaure
Quecksilberoxydul
(Hydrargyrum nitricum oxydulatum) als
Salz
[* 4] und in Lösung
(Liquor Bellostii),
Cyanquecksilber
(Hydrargyrum cyanatum)
und neuerdings zu subkutanen Einspritzungen der
Liquor Hydrargyri albuminati (eine aus
Quecksilberchlorid und
Eiweiß bereitete
Flüssigkeit) und der
Liquor Hydrargyri peptonati (eine aus
Quecksilberchlorid und
Pepton bereitete Flüssigkeit); nur selten
gebraucht werden noch schwarzes
Quecksilberoxydul
(Hydrargyrum oxydulatum nigrum,
Hahnemanns auflösliches
Quecksilber), Schwefelspießglanzquecksilber
(Spießglanzmohr,
Hydrargyrum et
Stibium sulfuratum) und schwarzes Schwefelquecksilber
(mineralischer oder
Quecksilbermohr,
Hydrargyrum sulfuratum nigrum).
Die häufig benutzte graue Quecksilbersalbe (s. d.) und das Quecksilberpflaster (s. d.) enthalten neben geringen Mengen von Quecksilberoxydul das Metall in metallischem Zustande, aber sehr fein zerteilt. Das Quecksilber wurde erst von den arab. Ärzten als Arznei in verschiedenen Präparaten, jedoch nur äußerlich angewendet und gelangte so zur Kenntnis der übrigen Nationen. Der innere Gebrauch wurde geraume Zeit hindurch noch sehr gescheut und erst durch van Swieten allgemeiner eingeführt, nachdem auch die fortschreitenden Kenntnisse in der Chemie denselben durch Auffinden und zweckmäßigere Bereitung einzelner Präparate erleichtert hatten.