Rheinbayern
(Rheinpfalz), s. Pfalz, ^[= # Provinz des ehemaligen Deutschen Reichs, war früher im Besitz der Pfalzgrafen und zerfiel in ...] S. 932.
Rheinbayern
6 Wörter, 44 Zeichen
Rheinbayern
(Rheinpfalz), s. Pfalz, ^[= # Provinz des ehemaligen Deutschen Reichs, war früher im Besitz der Pfalzgrafen und zerfiel in ...] S. 932.
(v. lat. palatium, mittelhochd. palas), kaiserlicher Palast;
Stadt oder Ort mit einem solchen Palast;
dann das zugehörige, für den Unterhalt der Pfalzgrafen (s. d.) bestimmte Gebiet, welches mit der Zeit erbliches Eigentum der Pfalzgrafen wurde;
die bekanntesten unter diesen Pfalzen waren die eigentliche Pfalz (s. unten) und die Pfalz Sachsen [* 4] (s. Sachsen).
Provinz des ehemaligen Deutschen Reichs, war früher im Besitz der Pfalzgrafen und zerfiel in die Oberpfalz und Unterpfalz. Die Oberpfalz (bayrische Pfalz, Palatinatus superior, Palatinatus Bavariae), mit dem Titel eines Herzogtums, hatte 1807 (mit Sulzbach und Cham) einen Flächenraum von 7158 qkm (130 QM.) mit 283,800 Einw., gehörte zum Nordgau und bayrischen Kreis, [* 5] hatte Amberg [* 6] zur Hauptstadt und bildet jetzt den bayrischen Regierungsbezirk Oberpfalz und einen Teil von Oberfranken.
Die Unter- (Nieder-) Pfalz (Pfalz am Rhein, Palatinatus inferior, Palatinatus Rheni) gehörte zum kurrheinischen Kreis und lag auf beiden Seiten des Oberrheins. Von der Pfalz umschlossen waren die Bistümer Worms [* 7] und Speier. [* 8] Der Flächeninhalt der Pfalz betrug gegen 8260 qkm (150 QM.), wovon auf die eigentliche Kurpfalz 4130 qkm (75 QM.) mit 300,000 Einw. kamen. Die rheinische Pfalz war durch frühere Teilungen in mehrere Gebiete zerfallen, nämlich: in die eigentliche Kurpfalz, größtenteils auf dem rechten Rheinufer, zum niederrheinischen Kreis gehörig, mit den Hauptstädten Mannheim [* 9] und Heidelberg; [* 10]
das Fürstentum Simmern, auf dem linken Rheinufer, im oberrheinischen Kreis, mit der Hauptstadt Simmern;
das Herzogtum Zweibrücken, [* 11] ebenfalls im oberrheinischen Kreis und auf dem linken Rheinufer, mit der Hauptstadt Zweibrücken;
die Hälfte der Grafschaft Sponheim, die Fürstentümer Veldenz und Lautern, auf dem linken Rheinufer.
Bei der Auflösung der Kurpfalz 1801 erhielt Frankreich durch den Lüneviller Frieden alle auf dem linken Rheinufer gelegenen, zur Pfalz gehörigen Landesteile mit einem Flächenraum von 2423 qkm (44 QM.), und 1802 trat Bayern [* 12] auch die auf dem rechten Rheinufer befindlichen pfälzischen Gebiete mit 1707 qkm (31 QM.) und 141,000 Einw. ab. Davon fielen an das Großherzogtum Baden [* 13] die Oberämter Bretten, Heidelberg und Ladenburg nebst Mannheim mit ¶
936 qkm (17 QM.) und 105,000 Einw.;
an Hessen-Darmstadt die Oberämter Lindenfels, Otzberg und Umstadt, im ganzen 220 qkm (4 QM.) mit etwa 9750 Einw.;
an den Fürsten von Leiningen-Dachsburg die Oberämter Boxberg und Mosbach mit 358 qkm (6½ QM.) und 26,500 Einw.;
Die Pariser Friedensschluß von 1814 und 1815 brachten auch die jenseit des Rheins gelegenen pfälzischen Lande wieder an Deutschland [* 15] zurück; den größten Teil davon erhielt Bayern, das übrige Hessen-Darmstadt und Preußen. [* 16] Der badische Anteil an der Unterpfalz, wozu auch die mediatisierten leiningisch-pfälzischen Oberämter gehören, ist dem badischen Distrikt Mannheim zugewiesen;
der darmstädtische Teil bildet Bestandteile der Provinz Starkenburg und Rheinhessen;
der bayrische Anteil bildet den heutigen Regierungsbezirk Pfalz (s. unten);
der preußische Anteil wurde zur Rheinprovinz [* 17] geschlagen.
Außer Baden, Bayern, Darmstadt [* 18] und Preußen besitzt jetzt auch Oldenburg [* 19] in Birkenfeld einen Teil der ehemaligen Rheinpfalz. Die neue oder junge Pfalz, das Fürstentum Neuburg, [* 20] gehört jetzt zu Bayern.
Der jetzige bayrische Regierungsbezirk Pfalz (Rheinpfalz, Rheinbayern, s. Karte »Bayern«) liegt auf dem linken Ufer des Rheins, getrennt vom größern Teil Bayerns, grenzt im W. an die preußische Rheinprovinz, im S. an die deutschen Bezirke Unterelsaß und Lothringen, im O. an Baden, von welchem es durch den Rhein geschieden ist, im N. an Rheinhessen und umfaßt 5928 qkm (107,66 QM.) mit (1885) 696,375 Einw. (darunter ca. 372,000 Evangelische, 295,000 Katholiken und 13,000 Juden).
Der kleinere östliche Teil ist eben, steigt aber weiter nach W. in lieblicher Hügellandschaft nach dem Hardtgebirge (s. d.) empor, welches den größern westlichen Teil des Landes ausfüllt. Den höchsten Punkt erreicht die Pfalz im Donnersberg (s. d.), 691 m. Hauptfluß ist der die Ostgrenze des Landes bildende Rhein, welchem vom Hardtgebirge eine große Anzahl meist wasserreicher Bäche sämtlich in östlicher Richtung zueilen. Auch die andern Flüsse [* 21] des Landes gehören dem Flußgebiet des Rheins an und werden diesem entweder durch die Nahe (im NW.) oder durch die Saar (im W.) in der Mosel zugeführt.
Die Pfalz ist einer der fruchtbarsten Regierungsbezirke Bayerns. Der Ackerbau liefert reichen Ertrag, besonders in Weizen, Roggen und Spelz. Bedeutend ist auch der Anbau von Tabak, [* 22] Hanf, Flachs, Ölgewächsen, Gemüsen, Obst etc.; nicht minder wichtig ist der Weinbau (s. Pfälzer Weine). Die Viehzucht [* 23] blüht besonders im westlichen Teil des Landes, das Mineralreich liefert Eisen [* 24] und Steinkohlen. Die Industrie ist bedeutend in Fabrikation von Zigarren, Steingut, Farben, Papier, Leder, Woll- und Schuhwaren, Maschinen etc.; auch Eisengießerei [* 25] und Bierbrauerei [* 26] sind nennenswert.
Der Handel ist sehr lebhaft in Wein und Tabak. Der Regierungsbezirk besteht aus den 13 Bezirksämtern Bergzabern, Frankenthal, [* 27] Germersheim, Homburg, [* 28] Kaiserslautern, [* 29] Kirchheimbolanden, Kusel, Landau, [* 30] Ludwigshafen [* 31] a. Rh., Neustadt [* 32] a. H., Pirmasens, [* 33] Speier, Zweibrücken und hat Speier zur Hauptstadt.
Vgl. Riehl, Die Pfälzer (Stuttg. 1858);
A. Becker, Die Pfalz und die Pfälzer (Leipz. 1858);
Mehlis, Fahrten durch die Pfalz (Augsb. 1877);
Voigtländer, Pfalzführer (4. Aufl., Kreuznach [* 34] 1882);
Näher, Die Burgen [* 35] der rheinischen Pfalz (Neustadt a. H. 1887).
Die Pfalz am Rhein ward seit dem 3. Jahrh. von den Alemannen besetzt, kam 496 unter fränkische Herrschaft und wurde bald von fränkischen Einwanderern bevölkert. Sie bestand vornehmlich aus rheinfränkischen Gauen: dem Kreichgau (Diözese Speier), Gardachgau (Diözese Worms), Lobdengau (zwischen Rhein und Elsenz), Teilen des Maingaues, dem Speiergau, Wormsgau, Nahgau und Teilen des Einrich- und Trachgaues (z. B. Kaub und Bacharach). An der Spitze der einzelnen Gaue standen in der Karolingerzeit Grafen; doch entstand im pfälzischen Gebiet eine Reihe berühmter Königspfalzen zu Ingelheim, Kreuznach, Worms, Speier, Selz etc. König Friedrich I. verlieh 1155 seinem Bruder Konrad, der 1147 die rheinfränkischen Lande geerbt hatte, die Pfalzgrafenwürde zu Aachen, [* 36] ein Amt, das im 10. Jahrh. entstanden zu sein scheint und allmählich mit Grundbesitz, wie Bacharach und Umgebung, und einzelnen Hoheitsrechte, wie der Vogtei über das Erzstift Trier [* 37] und über Jülich, ausgestattet ward.
Konrads Hauptsitz war die Burg auf dem Jettenbühel bei Heidelberg. Ihm folgte 1195 sein Schwiegersohn Heinrich der Welfe, Heinrichs des Löwen Sohn, und nach dessen Abdankung 1211 dessen Sohn Heinrich der jüngere. Als dieser 1214 kinderlos starb, verlieh König Friedrich II. die Pfalz nebst der pfalzgräflichen Würde an Ludwig von Bayern, aus dem Haus Wittelsbach, der auch die Erbgüter der bisherigen Pfalzgrafen seinem Geschlecht erwarb, indem er seinen Sohn Otto mit Agnes, einer Tochter Heinrichs des ältern, vermählte. Es folgten: Otto I., der Erlauchte (1228-53), Ludwig II. bis 1294, Rudolf I. bis 1319 und Kaiser Ludwig, der schon vorher Mitregent war, bis 1329. Dieser trat im Vertrag zu Pavia die an seine Neffen Rudolf und Ruprecht, Söhne Rudolfs I., ab. Die Kurwürde sollte zwischen Pfalz und Bayern wechseln.
Nach Rudolfs II. Tod 1353 ward Ruprecht I. Alleinherrscher bis 1390. Er verkaufte 1355 einen Teil der Oberpfalz an Kaiser Karl IV., welcher dafür der Rheinpfalz die Kurwürde allein zusprach, und kaufte 1385 Zweibrücken, Hornbach und Bergzabern. Besonders verdient machte er sich 1386 durch Gründung der Universität Heidelberg. Sein Neffe Ruprecht II., des 1327 verstorbenen Adolf Sohn, folgte 1390. Er ließ sich vom König Wenzel einen Teil der verlornen Oberpfalz zurückerstatten und verordnete 1395 in der sogen. Rupertinischen Konstitution, daß die Pfalz stets ungeteilt dem ältesten Sohn zufallen sollte.
Sein Sohn und Nachfolger Ruprecht III. (seit 1398) wurde 1400 zum deutschen König gewählt. Er eroberte den Rest der Oberpfalz, erwarb einen Teil der Grafschaft Sponheim und die Grafschaft Kirchberg am Hunsrück und erweiterte das Heidelberger Schloß durch den Ruprechtsbau. Nach seinem Tod (1410) teilten sich seine vier Söhne in die väterlichen Lande und gründeten vier Linien, jedoch so, daß beim Erlöschen der ersten Linie deren Lande ungeteilt an die zweite u. f. f. fallen sollten, damit alle pfälzischen Länder einst wieder vereinigt würden. Der älteste Sohn, Ludwig III., erhielt die Kur- und Rheinpfalz nebst Amberg und Nabburg in der Oberpfalz, Johann die Oberpfalz, Stephan Zweibrücken und Simmern, Otto Mosbach.
Die Kurlinie (Heidelberger Linie) bestand unter Ludwigs III. Nachkommen bis 1559. Es herrschten Ludwig III., der Beschützer des Konstanzer Konzils, bis 1436; Ludwig IV. bis 1449; Friedrich der Siegreiche, der infolge glücklicher Kriege gegen Lützelstein, Mainz, [* 38] Württemberg [* 39] und Baden umfangreiche Landstriche an der Nahe, an der Bergstraße und im Elsaß erwarb, bis 1476. Dieser ordnete die ¶
Verwaltung der Pfalz, indem er an die Spitze jedes der 18 Ämter Vögte stellte, stiftete 1472 das Hofgericht und hielt ein zahlreiches Heer. Unter der Regierung seines Neffen Philipp des Aufrichtigen (1476-1508) hatte die Pfalz viel durch den bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg zu leiden, den Philipp gegen Albrecht von Bayern-München 1503 zu gunsten seines Sohns Ruprecht begann, dem sein Schwiegervater Georg von Bayern-Landshut (gest. 1503) das Herzogtum Niederbayern vererbt hatte.
Doch ward auf dem Konstanzer Reichstag 1507 nur das Herzogtum Neuburg den Söhnen des inzwischen verstorbenen Ruprecht zugesprochen. Unter Ludwig V. (1508-44) fand die Reformation Eingang in die Pfalz, obgleich er selbst katholisch blieb. Ihm folgte statt seines Sohns Otto Heinrich 1544, dem Testament Philipps gemäß, sein Bruder Friedrich II. Derselbe duldete die Ausbreitung der Reformation in der Pfalz, nahm aber aus Rücksicht auf den Kaiser das Interim an. Nach seinem kinderlosen Tod ward Otto Heinrich der Großmütige Kurfürst. Derselbe verbesserte die Universität Heidelberg nach Melanchthons Plan und bereicherte die dortige Bibliothek mit vielen Handschriften. Ein schönes Denkmal seines Kunstsinns ist der prachtvolle Otto-Heinrichsbau im Heidelberger Schloß. Mit ihm starb 1559 die alte Kurlinie oder Heidelberger Linie aus.
Ihre Lande und die Kur fielen darauf an die Simmernsche Linie (s. unten), deren Haupt damals Friedrich III., der Fromme, war. Derselbe entschied sich unter dem damaligen konfessionen Hader für die Calvinische Lehre, [* 41] die er auf jede Weise, unter anderm durch Besetzung der Fakultät zu Heidelberg mit reformierten Lehrern, begünstigte. Ihm folgte 1576 sein Sohn Ludwig VI., der sich wieder zur lutherischen Lehre bekannte und viele reformierte Beamte, Prediger und Schullehrer aus der Rheinpfalz vertrieb. Er starb 1583 und hinterließ die Pfalz seinem neunjährigen Sohn Friedrich.
IV. Ludwigs Bruder, der Pfalzgraf Johann Kasimir von Pfalz-Lautern, bemächtigte sich der Regierung als Kurverweser und Vormund Friedrichs IV. und führte die Calvinische Lehre im Land wieder ein. Als Johann Kasimir 1592 starb, fiel das Fürstentum Pfalz-Lautern an die Kurpfalz zurück. Auch Friedrich IV. begünstigte die reformierte Lehre, was in der Oberpfalz offenen Aufruhr hervorrief. Er war der vorzüglichste Beförderer der evangelischen Union (1608), starb aber schon 1610. Ihm folgte sein Sohn Friedrich V., der sich 1619 verleiten ließ, die von den Böhmen [* 42] ihm angetragene Krone anzunehmen, und darüber seine Lande und die Kurwürde verlor, die von Kaiser Ferdinand II. 1623 seinem Vetter, dem Herzog Maximilian von Bayern, übertragen wurden. Der spanische Feldherr Spinola drang mit einem Heer in die Kurpfalz ein und eroberte sie größtenteils. Das Land litt unsäglich, und Mansfelds Siege und die Anstrengungen der übrigen Verbündeten Friedrichs, die Pfalz von den Feinden zu befreien, vermehrten nur noch das Elend des Landes. Tilly eroberte und plünderte 1622 Heidelberg. Die Pfalz aber wurde bis zum Westfälischen Frieden als erobertes Land behandelt. Dann erst erhielt Friedrichs V. (gest. 1632) Sohn Karl Ludwig die Kurpfalz zurück, auch gab man ihm eine neue, die achte, Kurstelle nebst dem Erzschatzmeisteramt; die Oberpfalz aber, der Rang, den ehemals die Pfalz im kurfürstlichen Kollegium gehabt, und das Erztruchseßamt blieben bei Bayern.
Doch wurde festgesetzt, daß diese Länder und Würden, wenn der bayrische Mannesstamm erlöschen würde, an die Pfalz zurückfallen sollten. In den Kriegen des Kaisers und Reichs gegen Frankreich 1673-79 wollte letzteres den Kurfürsten zwingen, sich mit ihm zu verbünden, und auf seine Weigerung verwüstete ein französisches Heer die Pfalz. Nach dem Frieden zu Nimwegen [* 43] aber drang Frankreich dem Kurfürsten noch eine Kriegssteuer von 150,000 Guld. ab und zog durch die Reunionskammern beträchtliche Gebiete der Pfalz ein. Karl Ludwig starb 1680 und hatte seinen Sohn Karl zum Nachfolger.
Da mit diesem 1685 die Linie Simmern erlosch, so fielen die Kur und die dazu gehörigen Lande an Zweibrücken-Neuburg und zwar an den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm, welcher bereits Jülich und Berg besaß (s. unten). Ludwig XIV. von Frankreich erhob Anspruch auf die Allodialverlassenschaft des Kurfürsten Karl Ludwig, da dessen Tochter Charlotte Elisabeth an den Herzog von Orléans [* 44] vermählt war, und überzog 1688 die Pfalz mit Krieg. Zahlreiche Städte wurden in Schutthaufen verwandelt, das kurfürstliche Schloß zu Heidelberg verbrannt und das Land verheert.
Kurfürst Philipp Wilhelm starb 1690 als Flüchtling in Wien [* 45] und hinterließ als Nachfolger seinen Sohn Johann Wilhelm. Das Kriegselend der Kurpfalz dauerte bis zum Ryswyker Frieden 1697 fort; an die Herzogin von Orléans oder vielmehr an Ludwig XIV. mußten 300,000 Thaler für seine Ansprüche gezahlt werden. Im Ryswyker Frieden hatte Frankreich zur Bedingung gemacht, daß in der Pfalz die Änderungen des öffentlichen Kultus in Geltung bleiben sollten, die während der Jahre seines Besitzes eingeführt worden waren.
Obgleich man auf einen Katholiken zwei Lutheraner und drei Reformierte rechnete, so wollte doch die Regierung des katholischen Kurfürsten die katholische Kirche zur herrschenden erheben, und die Protestanten erlitten große Bedrückungen, bis es auf Verwendung Braunschweig [* 46] und Preußens [* 47] 1705 zu einem Vertrag kam, in welchem den Protestanten die Wählbarkeit zu öffentlichen Ämtern und den Reformierten 5/7 aller Kirchen in der Pfalz, den Lutherischen aber alle, die sie seit 1624 innegehabt hatten, zugesichert wurden. Auf Johann Wilhelm folgte 1716 sein jüngerer Bruder, Karl Philipp, der den glänzenden Hofstaat seines Vorgängers abschaffte und die Finanzen der Pfalz ordnete. Aber gleich nach seinem Regierungsantritt begann auf Antrieb der Jesuiten die Verfolgung der Protestanten aufs neue, und als dieselben in Heidelberg die dortige Hauptkirche den Katholiken nicht allein überlassen wollten, verlegte er 1720 seinen Hof [* 48] nach Mannheim.
Da Karl Philipp ohne männliche Erben starb, so fiel die Kur an die Pfalz-Sulzbachische Linie, und es gingen an deren Haupt Karl Theodor nun alle kurpfälzischen, jülichschen und bernischen Lande über. Unter diesem hochgebildeten, wenngleich verschwenderischen Fürsten blühten in der Pfalz, wie nie zuvor, Wissenschaften und Künste, Handel, Gewerbe und Ackerbau. Als 1777 mit dem Kurfürsten Maximilian III. Joseph auch der bayrische Mannesstamm erlosch, wurden die bayrischen Lande mit den pfälzischen vereinigt, bis auf das Innviertel (2202 qkm), das an Österreich [* 49] fiel. Kurpfalz trat, wie im Westfälischen Frieden bestimmt worden war, wieder in seine alte Kurstelle, die fünfte im kurfürstlichen Kollegium, und in sein altes Erztruchseßamt ein, wofür es das Erzschatzmeisteramt an Hannover [* 50] abtrat. Im französischen Revolutionskrieg besetzten die Franzosen den Teil der Pfalz auf der linken Rheinseite; auch der auf der rechten Rheinseite gelegene Teil der litt sehr ¶