Titel
Elemente zu
Schleiden:
1) Matthias Jakob, Botaniker
2) Rudolf, Jurist, Vetter des vorigen
[14.507] Schleiden Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aachen
Entwickelungsgeschicht
* 12
Entwickelungsgeschichte .
1)
Matthias
Jakob ,
Botaniker , geb. 5. April 1804 zu
Hamburg ,
[* 3 ] studierte in
Heidelberg
[* 4 ] die
Rechte , praktizierte als
Advokat zu
Hamburg , studierte aber seit 1833
in
Göttingen
[* 5 ] und
Berlin
[* 6 ] noch
Naturwissenschaft , besonders
Physiologie u.
Botanik . 1839 erhielt
er die Professur der
Botanik in
Jena ,
[* 7 ] und 1863 ging er als
Professor der
Botanik und
Anthropologie nach
Dorpat .
[* 8 ] Seit 1866 lebte er im
Ruhestand , anfangs in
Dresden ,
[* 9 ] dann in
Wiesbaden .
[* 10 ] Er starb 23. Juni 1881 in
Frankfurt
[* 11 ] a. M.
Sein Hauptwerk
sind die »Grundzüge der wissenschaftlichen
Botanik « (Leipz. 1842-43, 2 Bde.; 4. Aufl.
1861). Dies Werk, wie Schleidens ganze Thätigkeit, zeichnet sich nicht nur durch eine
Fülle neuer
Beobachtungen , sondern
vielmehr noch durch das Bemühen aus, der
Botanik auf Grundlage der
Kant-Friesschen
Philosophie eine wissenschaftliche Grundlage
zu geben. Er stellte die ganze
Botanik als induktive
Wissenschaft sofort auf eine viel höhere
Stufe , erweiterte
den
Gesichtskreis und setzte der Forschung ein großartiges
Ziel . Er betonte überall die
Entwickelungsgeschichte
[* 12 ] als die Grundlage
jeder morphologischen Einsicht und machte zum erstenmal den
Versuch , die Hauptabteilungen des
Pflanzenreichs morphologisch
und entwickelungsgeschichtlich zu charakterisieren.
Die »Methodologische
Einleitung « seiner »Grundzüge« hat einen bedeutenden Einfluß
geübt und besitzt dauernden Wert für alle Naturforscher, während seine
Theorien , um welche lebhaft
gestritten wurde, längst widerlegt sind. Sonst schrieb er: »Über
Ernährung der
Pflanzen und Saftbewegung in denselben« (Leipz.
1846);
»Handbuch der medizinisch-pharmazeutischen
Botanik « (das. 1852-57, 2 Bde.);
»Die
Pflanze u. ihr
Leben « (das. 1848, 6. Aufl. 1864);
»Studien « (das. 1855, 2. Aufl. 1857),
eine Sammlung populärer
Vorträge ;
»Zur
Theorie des
Erkennens durch den
Gesichtssinn « (das. 1861);
»Die
Landenge von
Sues « (das.
1858);
Ȇber den
Materialismus der neuern deutschen
Naturwissenschaft « (das. 1863);
»Das
Meer « (Berl. 1865, 3. Aufl. 1884-88);
»Das
Alter des Menschengeschlechts« (Leipz. 1863);
»Die Umwandlung der
Weltordnung am Ende des
Mittelalters «
(Dresd . 1866);
»Für
Baum und
Wald . Eine Schutzschrift« (Leipz. 1870);
»Die
Rose , Geschichte und
Symbolik etc.« (das. 1873);
Salz (Salinen oder Sal
* 13
Salz .
»Das
Salz «
[* 13 ] (das. 1875);
eine
Biographie
Linnés (in
Westermanns »Monatsheften« , Bd.
30, Braunschw. 1871);
»Die Bedeutung der
Juden für
Erhaltung und Wiederbelebung der
Wissenschaften im
Mittelalter « (Leipz. 1877);
»Die
Romantik des
Martyriums bei den
Juden im
Mittelalter « (das. 1878).
Auch bearbeitete er die
Pflanzen -
und Tierphysiologie sowie die
Theorie der Pflanzenkultur für die
»Encyklopädie der theoretischen
Naturwissenschaften « (Braunschw.
1850),
gab mit
Nägeli die
»Zeitschrift für wissenschaftliche
Botanik « (Zürich
[* 14 ] 1844-46) und mit
Schmid die »Geognostische
Beschreibung
des Saalthals bei
Jena « (Leipz. 1846) heraus. Auch als
Lyriker bethätigte er sich und gab zwei Sammlungen
»Gedichte« (Leipz. 1858 u.
1873) unter dem
Pseudonym
Ernst heraus.
Schleie - Schleiermach
* 18
Seite 14.508.
2)
Rudolf ,
Jurist ,
Vetter des vorigen, geb. 22. Juli 1815 zu Ascheberg bei
Plön , studierte die
Rechte , bekleidete dann an der Generalzollkammer
zu
Kopenhagen
[* 15 ] mehrere wichtige
Posten , ward zum
Justizrat ernannt und bei der Zollgrenzregulierung
Holsteins
beschäftigt. Nach der
Erhebung der Herzogtümer 1848 stellte er sich der dortigen provisorischen
Regierung zur
Verfügung .
Diese sandte ihn als Mitglied des
Vorparlaments nach
Frankfurt , dann als ihren
Agenten nach
Berlin . Nach der
Okkupation der Herzogtümer
durch die
Österreicher 1850 wandte er sich nach
Bremen ,
[* 16 ] wo er 1853 die
Stelle eines
Ministerresidenten in
Washington
[* 17 ] erhielt. Seit 1863 vertrat er daselbst die drei
Hansestädte . Im
Januar 1865 ging er
¶
mehr
als hanseatischer Ministerresident nach London ,
[* 19 ] gab diese Stellung jedoch 1. Juli 1866 auf und lebt als Privatmann in Freiburg
[* 20 ] i. Br. 1867-73
gehörte er als Mitglied der deutschen Reichspartei dem norddeutschen, dann dem deutschen Reichstag an. Von Schleidens Schriften
sind zu nennen: »Das staatsrechtliche Verhältnis der Herzogtümer Schleswig-Holstein «
[* 21 ] (anonym, Hamb. 1849);
»Zum Verständnis der deutschen Frage « (desgl., Stuttg. 1867);
»Reiseerinnerungen aus den Vereinigten Staaten
[* 22 ] in Amerika «
[* 23 ] (New York
1873);
»Jugenderinnerungen eines Schleswig-Holsteiners « (Wiesb. 1886) u. a.