Systēm
(griech., das »Zusammengestellte«),
jedes nach einer gewissen regelrechten Ordnung aus Teilen zusammengesetzte Ganze. In diesem Sinn redet man von einem Nervensystem, insofern die Verbindung der Nerven [* 3] deren Zusammenwirken zu den Zwecken des tierischen Lebens bedingt;
von einem Tonsystem
oder der Reihenfolge der
Töne nach bestimmten
Intervallen;
von einem Planetensystem
,
[* 4] das durch die Abhängigkeit
der
Bewegung der einzelnen
Planeten
[* 5] von einem Zentralkörper, der
Sonne,
[* 6] zu stande kommt;
ferner von Eisenbahn-, Verwaltungs-, Ackerbausystemen etc. Insbesondere aber versteht man unter S. ein geordnetes Ganze von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die vollendete Form aller wissenschaftlichen Darstellung, welche dadurch gewonnen wird, daß alle Begriffe aus einem oder einigen höchsten Prinzipien hergeleitet und entwickelt werden, wobei sich das Verfahren nach der Art, wie ein Ganzes wissenschaftlicher Erkenntnisse überhaupt zu stande kommt, verschiedenartig modifiziert.
Die unterste Form system
atischer
Darstellung oder der
Systematik ist die
Klassifikation, insofern dieselbe lediglich die Verhältnisse logischer Über- und Unterordnung
zu berücksichtigen hat, wobei der Zusammenhang des Mannigfaltigen mehr ein äußerlicher ist. Diese
Systematik gestaltet sich nicht allein nach der verschiedenen
Natur und Erkenntnisquelle der einzelnen
Wissenschaften verschieden,
sondern es machen sich auch innerhalb des Gebiets einer einzelnen
Wissenschaft im
Lauf der Zeit Veränderungen nötig, je nachdem
man bei
Ableitung und Begründung des
Details bald von diesem, bald von jenem Standpunkt ausgeht, wodurch
nicht nur die Form, sondern auch der
Inhalt der
Wissenschaft verschiedene Modifikationen erleiden muß.
Die Darlegung der allgemeinen
Formen des system
atischen
Verfahrens ist Aufgabe der
Logik, während deren nähere Anwendung auf
besondere Gebiete wissenschaftlicher
Erkenntnis der einzelnen
Wissenschaft überlassen bleibt. In der
Naturwissenschaft versteht
man unter S. die wissenschaftliche Aneinanderreihung der Naturkörper nach gewissen gemeinsamen Merkmalen
zu
Arten, dieser zu
Gattungen, dieser weiter zu
Familien,
Ordnungen und
Klassen. Je nachdem man hierbei von einem einzelnen Merkmal
oder einigen wenigen ausgeht oder die Gesamtheit derselben berücksichtigt, unterscheidet man künstliche und natürliche
Systeme.
Künstliche
Systeme hat man namentlich in der
Botanik gehabt, z. B. solche, welche nach der
Beschaffenheit
des
Stammes alle
Pflanzen in
Kräuter und
Bäume trennten, oder nach der
Beschaffenheit der Fortpflanzungswerkzeuge (wie
Linné)
oder nach der
Frucht (wie
Gärtner) einteilten. Sie wurden schon am Ende des vorigen
Jahrhunderts durch das alle Merkmale gleichmäßig
berücksichtigende und der in der allgemeinen
Tracht
(Habitus) sich aussprechenden natürlichen
Verwandtschaft
Rechnung tragende natürliche System
(von
Jussieu) ersetzt (weiteres s.
Pflanzensystem).
In der Zoologie hat man niemals eigentlich künstliche Systeme gehabt, da sich hier die natürliche Verwandtschaft deutlicher ausprägt; doch hat auch das zoologische S. im einzelnen selbstverständlich die größten Veränderungen erfahren. Der Zug der modernen Forschung geht dahin, die natürlichen Systeme der Lebewesen zu genealogischen Systemen umzugestalten (vgl. Darwinismus, S. 567 f.). Über Geologische Systeme s. Geologische Formation.