Thessalĭen,
alte
Landschaft im nördlichen
Griechenland,
[* 2] grenzt gegen
W. an
Epirus, von dem es der
Pindos trennt, gegen
N. an
Makedonien, gegen O. an das
Ägeische Meer, gegen
S. an den Pagasäischen und Malischen
Meerbusen und
an das Gebiet der
Doloper und Änianen. Die Hauptgebirge sind: der
Olympos (2985 m),
Ossa (1953 m),
Pelion (Plessidi, 1620 m)
im N., der
Othrys (1728 m) im S., der
Pindos (2168 m) im O. Die
Gebirge im N. und S. sind leicht zu überschreiten,
so daß Thessalien
wiederholt
Völkerwanderungen und Eroberern zum Durchzugsland diente.
Ein nur 800 m hoher Gebirgszug, die berühmten
Kynoskephalä, teilt die von jenen
Bergen
[* 3] umringte thessalische
Ebene, die einst
ein Binnensee gewesen ist, in zwei wohlbewässerte Hälften. Hauptfluß ist der
Peneios. Der
Boden war fruchtbar; besonders
gab es gute
Weiden, weshalb die
Pferdezucht
[* 4] in Thessalien
zu
Hause war. Die Thessalier waren als Pferdebändiger
ebenso berühmt wie als Zauberer. Die einzelnen Stadtgebiete waren (vom Beginn der
Olympiaden bis ins 3. Jahrh.
v. Chr.) in
vier
Bezirke (sogen. Tetraden) verteilt.
Diese waren: Hestiäotis, nebst dem Gebiet der Perrhäber, der westliche und nördliche Teil des Landes mit den Städten Trikka, Gomphi, Ithome;
Pelasgiotis, im O. längs der Halbinsel Magnesia mit Larissa, der größten Stadt des Landes, Krannon, Pherä, Skotussa;
Thessaliotis, der südwestliche Teil der thessalischen Ebene, mit Kierion und Pharsalos, und Phthiotis oder Achaia Phthiotis, der Süden u. Südosten des Landes mit Halos und Thebä Phthiotides, wozu als fünfte Landschaft noch der Küstenstrich Magnesia mit der Stadt Demetrias kam, der ein selbständiges Gemeinwesen bildete. S. Karte »Altgriechenland«. [* 5] - Als älteste Bewohner des Landes werden Pelasger genannt, welche die Ureinwohner unterjochten und zu Leibeignen machten, die unter dem Namen Penesten einen ähnlichen unterdrückten Stand bildeten wie die Heloten in Sparta.
Die
»Ilias« kennt den
Namen Thessalien
noch nicht. Der
Tradition nach fielen 60 Jahre nach
Trojas
Fall die wahrscheinlich
illyrischen Thessalier, ein Teil der Thesproter, aus
Epirus in Thessalien
ein und veranlaßten dadurch die
Dorische Wanderung. Sie
wurden später hellenisiert, blieben aber geistig unbedeutend.
Um so mehr leisteten sie in athletischen
Künsten. Unter den edlen Geschlechtern waren schon zur Zeit der
Perserkriege die
Aleuaden in
Larissa und die
Tyrannen zu Pherä,
die ihren Ursprung auf
Iason zurückführten, berühmt.
Unter dem spätern
Tyrannen
Alexander war Thessalien
der Schauplatz eines
Kriegs mit den Thebanern unter
Pelopidas.
Dann stand im
Bund mit
Theben gegen
Sparta. Nach
Alexanders Ermordung (359) riefen die
Aleuaden gegen dessen Nachfolger Tisiphonos
und
Lykophron
den König
Philipp von
Makedonien zu
Hilfe, der sich aber bald selbst zum
Herrn des
Landes machte. Von da an blieb
Thessalien
in makedonischer Abhängigkeit, und wenn auch für
Augenblicke der Ätolische
Bund im
Besitz des
Landes
war, so war es doch schon so weit makedonisiert, daß es keinen weitern
Versuch machte, die frühere Selbständigkeit wiederzuerlangen.
Als
Philipp III. mit den
Römern
Krieg führte, standen die Thessalier auf seiner Seite. Nach der
Schlacht bei
Kynoskephalä,
in der ersterer besiegt wurde, ward Thessalien
mit den andern griechischen
Staaten bei den
Isthmischen
Spielen für
frei erklärt (196) und bildete bis 146 einen
Bund, um dann unter römischen Einfluß zu gelangen. Es behielt zwar seine
Verfassung,
wurde aber als
Provinz behandelt. Unter den
Kaisern wurde es förmlich zu einer solchen gemacht und, da
es nicht groß genug war, zu
Makedonien geschlagen.
Konstantin d. Gr. machte es dagegen zu einer eignen
Provinz und stellte
es unter die Präfektur
Illyrien. Hierauf kam es zum byzantinischen und zu Anfang des 13. Jahrh. zum lateinischen
Kaisertum, obwohl sich während dieser Zeit manchmal eigne
Dynasten in
Besitz des
Landes setzten und darin
zu behaupten wußten. 1460-1881 war Thessalien
in der
Gewalt der
Türken. Jetzt bildet es die griechischen Nomarchien
Larissa und
Trikkala.
S.
Karte
»Griechenland«.