Auch gab er »Vaterländische Gedichte« (2. Aufl.,
Götting. 1859) heraus.
Sein Hauptwerk ist die »Deutsche
[* 10] Geschichte im 19.
Jahrhundert«, von welcher bisher 3 Bde.
(Leipz. 1879-85, bis 1830 reichend) erschienen sind. In diesem auf sehr gründlichen Forschungen
beruhenden und glänzend geschriebenen
Buch prägten sich Treitschkes leidenschaftlicher
Patriotismus und seine Abneigung gegen
den herkömmlichen Liberalismus so scharf aus, daß es vielfach aufWiderspruch stieß, wie er denn durch
einige tadelnde
Artikel gegen die Überhebung mancher
Juden sich deren
Haß zuzog, was zum
Anlaß wurde, daß er im Juli 1889 von der
Leitung der »Preußischen
Jahrbücher« zurücktrat.
Heinr. von, Geschichtschreiber und Publizist, geb. zu
Dresden, Sohn des sächs. Generalleutnants von Treitschke (gest.
1867), widmete sich zu Bonn, Leipzig, Tübingen und Heidelberg staatswissenschaftlichen und histor. Studien. Nach seiner Promotion
lebte er in Göttingen
[* 11] und siedelte 1857 nach Leipzig über, wo er sich Ende 1858 mit der Schrift «Die
Gesellschaftswissenschaft» (Lpz. 1859) an der Universität habilitierte. Die Erfolge, die er hier mit seinen histor.
Vorlesungen erzielte, veranlaßten ihn, seine Studien ganz dem geschichtlichen Fache zuzuwenden. Im Herbst 1863 folgte er
einem Rufe als außerord. Professor nach Freiburg
i. Br., legte aber
im Juni 1866 aus polit. Gründen dieses Amt nieder und ging nach Berlin, wo er die Redaktion der «Preuß. Jahrbücher» übernahm,
von deren Leitung er 1889 zurücktrat. Im Herbst 1866 erhielt er eine ordentliche Professur der Geschichte an der Universität
Kiel, 1867 in Heidelberg, wurde Ostern 1874 an die Universität in Berlin berufen und nach Rankes Tod zum
Historiographen des preuß. Staates ernannt. Im Okt. 1895 wurde an StelleSybels in die Berliner
[* 12] Akademie der Wissenschaften gewählt
und übernahm die Redaktion der «Histor. Zeitschrift». Er starb in
Berlin.
Von 1871 bis 1888 war Treitschke als Abgeordneter des Wahlkreises Kreuznach-Simmern Mitglied des
Reichstags, schloß sich hier an die nationalliberale Partei an und zeigte sich in allen großen polit. Fragen als einen
der entschiedensten Kämpfer für Befestigung der deutschen Einheit und für Herstellung einer starken Reichsgewalt. Sowohl
seine Reden als seine Schriften zeichnen sich durch Lebendigkeit und Frische, durch klares und offenes
Erfassen des Ziels, durch vollständige Beherrschung des ganzen histor. Apparates, durch glänzende Darstellung, aber auch
durch scharfe Hervorkehrung seiner Parteiansicht aus. Außer seinen zahlreichen Abhandlungen, besonders in den «Preuß. Jahrbüchern»,
sind von T.s Schriften hervorzuheben: die tagespolit. Abhandlungen, die in dem Buche «Zehn Jahre deutscher
Kämpfe 1865-74» (3. Aufl., Berl. 1897) und in «Deutsche
Kämpfe, Neue Folge» (Lpz. 1896) gesammelt sind; die «Histor.
und
¶
«Die Zukunft des deutschen Gymnasiums» (Lpz.
1890),
und sein Hauptwerk: «Deutsche Geschichte im 19. Jahrh.» (Bd. 1 in 6. Aufl.,
ebd. 1897; Bd. 2 in 4. Aufl., 1893;
Bd. 3 in 4. Aufl., 1896; Bd. 4 in 3. Aufl.,
1890; Bd. 5 in 3. Aufl., 1895),
deren erster Band
[* 14] 1879 erschien. Treitschke hat auch ein Heft «Vaterländische
Gedichte» (Gött. 1856; 2. Aufl. 1859) und eine Gedichtsammlung
u. d. T. «Studien» (Lpz. 1857) veröffentlicht. Eine Sammlung seiner Reichstagsreden von 1871 bis 1884 gab
Mittelstädt (ebd. 1896),
seine Vorlesungen über «Politik» Cornicelius (Bd.
1, ebd. 1897) heraus. -
Vgl. Schiemann, Heinrich von T.s Lehr- und Wanderjahre 1834-66 (Münch. 1896).