(türk. TarablusiGharb, auch Tripolitanien genannt), der
östlichste unter den
Staaten der
Berberei (s.
Karte
»Algerien«),
[* 2]
am
MittelländischenMeer zwischen
Tunis und
Ägypten
[* 3] gelegen,
umfaßt mit
Fezzan und
Barka 1,033,000 qkm (18,760 QM.). Es bildet eine nur von niedrigen Höhenzügen unterbrochene
Ebene und ist namentlich an der
Küste meist niedrig und sandig. Während die westlichen Küstengegenden ziemlich
bewässert und fruchtbar sind, ist der östlich vom
Kap Mesurata am
Golf von
Sidra gelegene Landstrich
Sort
(Wüste) mit
Dünen
und Salzsümpfen bedeckt. Nach dem Innern zu erstreckt sich die
Ebene im W. bis an die 900 m hohen
SchwarzenBerge, welche die
Nordgrenze
Fezzans bilden und tief eingeschnitteneWadis zeigen, die zum Teil eine üppige
Vegetation hervorbringen.
Das
Klima
[* 4] hat einen mehr kontinentalen
Charakter als in den übrigen Uferländern des
Mittelmeers,
[* 5] an der
Küste herrscht eine
Mitteltemperatur von 20-22, in der
OaseDschofra 30° C.; dagegen soll hier auch
Schnee
[* 6] gefallen sein, ebenso wie auf den
SchwarzenBergen.
[* 7] Der Regenfall ist an der
Küste gering, bleibt im Innern sogar jahrelang aus. Die Einwohner (1
Mill.) sind in den
StädtenMauren, auf dem Land arabische
Beduinen,
Berber und
Neger und bekennen sich sämtlich zum
Islam.
In der Umgegend finden sich noch viele
Altertümer. Tripolis bildete im
Altertum ein mittelbares Gebiet
Karthagos, die sogen.
Regio Syrtica. Nach dem zweiten
PunischenKrieg ward es von den
Römern den numidischen
Königen überlassen, nach deren Unterwerfung
zu der römischen
Provinz Africa geschlagen. Unter
Septimius Severus wurde im 3. Jahrh.
n. Chr. die Provincia Tripolitana gebildet
mit Öa als Hauptstadt, auf welche sodann der
NameTripolis überging. Nach der
Invasion der Araber im 7. Jahrh.
teilte Tripolis die
Geschicke der
Berberei.
Nachdem es längere Zeit zu
Tunis gehört hatte, erlangte es zu Ende des 15. Jahrh. seine Unabhängigkeit. 1509 wurde
die Stadt Tripolis von den Spaniern unter
Graf Pietro von
Navarra erobert und ein spanischer
Statthalter eingesetzt.
KaiserKarl
V. überließ sie 1530 den Johannitern als
Lehen, aber schon 1551 ward sie von den
Türken wiedererobert und seitdem ein Hauptsitz
der
Seeräuberei an der nordafrikanischen
Küste. 1681 ließ
Ludwig XIV. durch den
AdmiralDuquesne die tripolitanischen
Korsaren
in dem
Hafen von
Skio angreifen und viele ihrer
Schiffe in den
Grund bohren, und 1685 bombardierte
Marschall
d'Estrées die Stadt so erfolgreich, daß der
Dei den
Frieden mit ½ Mill.
Livres erkaufen mußte. 1714 machte sich der türkische
Pascha Hamed Bei (der
Große) fast unabhängig von der
Pforte, indem er nur noch
Tribut zahlte, und begründete die Dynastie
der Karamanli.
Der 1728 unternommene Kriegszug der
Franzosen gegen Tripolis endigte mit der fast gänzlichen Zerstörung von
Tripolis. Dessen ungeachtet machte erst die französische
EroberungAlgiers (1830) der
Seeräuberei auch in Tripolis ein Ende. 1835 fand
sich die
Pforte durch die in Tripolis herrschende innere Zerrüttung zum Einschreiten veranlaßt und machte der Herrschaft
der
Familie Karamanli ein Ende, worauf Tripolis als
Wilajet dem türkischen
Reich einverleibt würde.
oder Tripoli, in unmittelbarem Besitz der Pforte befindliches türk. Wilajet, an der Nordküste
Afrikas (s. Karte: Sahara), wird im W. von Tunis, im O. von der Landschaft Barka (Wilajet Bengasi) und im S. von dem zu ihm gehörenden
Oasenlande Fessan (s. d.) begrenzt, ohne welches es einen Raum von 220000 qkm umfaßt.
Das seit dem letzten Jahrzehnt Europäern völlig verschlossene und deshalb in seinem Innern ziemlich
unbekannte Land ist bei weitem nicht so fruchtbar als die übrigen afrik.
Mittelmeerländer, denen es hinsichtlich seiner physischen und ethnogr. Beschaffenheit ähnlich ist. Der größte Teil ist
Sand oder völlig vegetationsloses Gebirgsland; die Wüste dringt tief in das Land ein und erstreckt sich stellenweise bis
ans Meer. Der Osten des Landes und die Küsten sind im allgemeinen niedrig und sandig; nach W. zu steigt
das Innere zu einem etwa 300 m hohen Plateau an, in das 130-60 m tiefe, zum Teil sehr fruchtbare, mit Feigen, Datteln und Oliven
bebaute Wadis eingeschnitten sind.
Nach S. zu erhebt sich das Land zu dem etwa 600 m hohen Kalksteinplateau der Hammada el-Homra, nach NO.
fällt es allmählich zum Meere ab, und den Nordwestrand bildet der Dschebel Churian, an dessen Fuße die den Nordwesten des
Landes einnehmende Dschefaraebene liegt. Es unterscheidet sich von dem westl. Teil der Berberei dadurch, daß es
viel weniger den Charakter der Mittelmeerländer in Pflanzenwelt zur Schau trägt, dagegen mehr schon den Stempel der Sahara
zeigt. Hier erreicht die atlantische Pistazie ihre Ostgrenze, der Kameldorn mit der arab. Akazie das Ende ihrer Verbreitung
nach Westen. Dieses Begegnen verschiedenartiger Pflanzenformen findet hier um so freier statt, als die
¶
mehr
natürlichen Scheidelinien der Atlasketten von Marokko bis Tunis fehlen, und nur die östl. niedrigen Ausläufer die Ebene des
Landes unterbrechen. Längs des westl. Syrtenrandes zieht sich sehr fruchtbares Weideland
hin, namentlich in der Umgegend der Hauptstadt gedeihen alle Südfrüchte, Baumwolle,
[* 22] Krapp und Wassermelonen. Die Fauna ist
die charakteristisch nordafrikanische, aber ärmer als die von Tunis und Algerien. Infolge seiner im ganzen
steppen- und wüstenartigen Beschaffenheit hat das Land keinen einzigen bedeutenden Fluß.
Dagegen findet sich längs des Küstensaums und am Fuße des Churian eine Reihe Quellen, welche zur Regenzeit periodische
Bäche bilden, die dem Meere zueilen oder nach kurzem Lauf wieder versanden. Das Klima ist im ganzen gesund,
im Sommer sehr heiß, namentlich wenn der Samum aus der Sahara weht. An der Küste herrscht europ. Frühling, und nur selten
hat man Schnee beobachtet. Auf den innern Hochflächen kündigt sich der Winter durch heftige, mit Gewittern verknüpfte
Regen an.
Die Bevölkerung wird auf über 800000 Seelen geschätzt. Sie besteht, wie in der übrigen Berberei, hauptsächlich
aus Mauren in den Städten, aus arab. Beduinen und berberischen Ureinwohnern (Ademser) auf dem Lande, alle mehr oder minder
mit Negern gemischt. Außer diesen, sämtlich dem Islam angehörig, giebt es wenige Türken in den Militärposten, viele
Juden und einige Europäer in der Stadt Tripolis Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht und Handel, von denen erstere vorzugsweise
von den nomadischen Beduinen, letzterer, meist Karawanenhandel, von den Mauren betrieben wird.
An den Küsten betreiben Griechen bedeutende Schwammfischerei. Die Hauptgegenstände des Handels sind europ.
Manufakturwaren, die bis ins InnereAfrikas verführt werden, Straußenfedern, Elfenbein, Sennesblätter, Saffian, Gummi und
Gold,
[* 27] welche durch Karawanen aus dem Sudan und der Wüste ankommen, während von den Produkten des Landes selbst Getreide, Öl,
Wolle, Halfa und Vieh (Rindvieh nach Malta) ausgeführt werden, außerdem Wolle, Schmucksachen
[* 28] von Silber,
Henna, Butter und Krappwurzeln. Der Handel mit dem Ausland geht fast ausschließlich über den Haupthafen Tripolis; im Innern ist Mursuk
wichtig. Über dieFlagge von s. Tafel: Flaggen der Seestaaten, beim ArtikelFlaggen.
Tripolis bildete im Altertum den östl. Teil des Gebietes von Karthago,
[* 29] die Regio syrtica, die bei den sikelischen
Griechen nach den drei bedeutendsten Städten Oea, Sabrata und Leptis den Namen Tripolis führte. Das Land ward nach dem zweiten
Punischen Kriege 201 v. Chr. von den Römern an die Könige von Numidien verliehen, nach deren Unterwerfung (46 v. Chr.) mit der
röm. ProvinzAfrika
[* 30] vereinigt und durch Septimius Severus in eine eigene Provincia Tripolitana verwandelt. 644 eroberten
die Araber unter Amru das Land und führten daselbst den Islam ein.
Nach dem Zerfall des Chalifats der Abbâsiden stand Tripolis mit Tunis zusammen 801-909 unter der Herrschaft der
Aghlabiden, hierauf
unter der der Fatimiden, Almoraviden und Almohaden. Im 14. Jahrh. war Tripolis mit Tunis unter den Abu Hassiten
vereinigt. Am wurde die Stadt Tripolis von den Spaniern erstürmt und gehörte 1530-51 den Johannitern. 1551 wurde Tripolis von
dem türk. Seeräuber Dragut erobert und zur türk. Provinz gemacht. Seitdem war das Land einer der Hauptsitze
der Seeräuber in Nordafrika und wurde allmählich zu einer anarchischen Janitscharendespotie.
Den Seeräubereien setzte zuerst 1663 der engl. AdmiralBlake durch einen Vertrag eine Grenze, und als die Piraten sich wortbrüchig
zeigten, zerstörte John Narborough einen Teil der Hauptstadt. Bedeutende Kriegszüge wurden von den Franzosen 1665 und 1728 gegen
Tripolis unternommen, die beide mit der fast gänzlichen Zerstörung der Stadt Tripolis endigten. 1835 stürzte
endlich eine Expedition von Konstantinopel
[* 31] aus die Herrschaft der Familie Karamanli, aus der seit 1714 die Deis genommen worden,
worauf Tripolis als Ejalet mit dem türk. Reiche verbunden ward. 1869 wurde die Landschaft Barka als Mutessariflik
Bengasi (s. d.) von Tripolis getrennt und 1879 wurde sie zum Wilajet
erhoben. Die Grenze gegen Tunesien wurde 1886 geregelt.
Vgl. Maltzan, Reise in den Regentschaften Tunis und Tripolis (3 Bde., Lpz.
1870);
Tripolitsa, Hauptstadt des griech. Nomos Arkadien, im südwestl. Teile der ostarkadischen, 600 m
hohen Ebene von Mantinea und Tegea, am Fuße des Manalos und an der BahnArgos-Kalamä gelegen, hat (1896) 10 465, als Gemeinde 15 521 E.,
und ist Sitz eines Erzbischofs und der lebhafteste Marktplatz des binnenländischen Peloponnes. Es besteht
ein Gymnasium. Im griech. Freiheitskampf nahmen die Griechen die von den Türken und Albanesen verteidigte Stadt 5. (17.) Okt. 1821 mit
Sturm, wobei sie fast gänzlich eingeäschert wurde. Ibrahim Pascha eroberte sie und verließ sie 1828 als
völlige Ruine.
ital. Tripoli, arab. Tarâbulus el-gharb (das Tripolis des Westens, zum Unterschied von dem
syr. Tarabulus, s. d.), im Altertum Oea, Hauptstadt des Wilajets Tripolis, liegt in fruchtbarer Ebene, an der KleinenSyrte, auf einer
Landzunge, zählt etwa 40000 E., darunter 3000 Christen, größtenteils Malteser, und 6000 Juden, welche ein eigenes Stadtviertel,
Harra genannt, bewohnen und vorzugsweise den Handel in Händen haben. Die Stadt bietet mit ihren schlanken
Minarets und Moscheenkuppeln von fern einen hübschen Anblick, ist von einer hohen Mauer umgeben, hat enge, aber für eine
Stadt des Orients auffallend reinliche Straßen, gute Karawanseraien, europ. Gasthöfe und ein schönes Schloß des Bei, eine
griech. und eine kath. Kirche nebst Franziskanerkloster, öffentliche Bäder; Fabriken von Korduan, Teppichen,
Leibbinden u. s. w. Von den röm. Altertümern verdient ein
Triumphbogen zu Ehren MarcAurels mit Marmorskulpturen Erwähnung. Tripolis ist der Haupthandelsplatz des Landes und die Eingangspforte
zu Innerafrika, wohin die Karawanenstraße über Mursuk und Bilma nach Bornu führt. Es verkehren ital., franz. und
türk. Dampferlinien. Tripolis ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.