nach dem
Glauben der Alten der Aufenthaltsort der Gestorbenen, insbesondere der
Ort derStrafe für dieselben.
Schon nach der indischen
Mythe ist die Tiefe der Finsternis der Strafort für die gefallenenGeister. Bei
den Ägyptern wird die Unterwelt zum
Toten oder Schattenreich, in welchem
Osiris
[* 2] und
Isis,
[* 3] später
Serapis herrschen und
Gericht halten.
Die
Juden nannten die UnterweltScheol (s. d.). Die Griechen sollen nach Diodor von
Sizilien
[* 4] die
Begriffe von
Hades,
Elysion und
Tartaros
von den Ägyptern entlehnt haben.
Unter
Tartaros oder Orkus verstanden sie ursprünglich
die Unterwelt, d. h.
den dunkeln
Raum, welchen man sich unter der
Erdscheibe dachte.
Bald ist ihnen der
Tartaros, auf dem die
Erde ruht, ein Sohn des
Chaos, d. h. der unendlichen
Leere überhaupt, bald als Kerker der
Titanen und der Verdammten der tiefste Teil der Unterwelt, aber
noch nicht Totenreich. Ebenso wird das
Reich des
Hades (eigentlich
Aïdes, »Unsichtbaren, Unterirdischen«) später zum Aufenthaltsort
der Verstorbenen, nur daß der Aufenthalt der
Seligen nach andern
Vorstellungen auch an das Ende der
Welt, auf die
Inseln der Seligen,
wie bei Hesiod, oder auf eine elysische
Flur, wie bei
Homer, verlegt wird.
Nach noch späterer
Vorstellung befand sich das Totenreich in der Mitte der
Erde; es war rings vom
Styx umflossen und der Eingang
zu demselben nur möglich durch den schlammigen
Kokytos;
Charon
[* 5] fuhr die von
Hermes
[* 6] geleiteten
Toten hinüber. Am jenseitigen
Ufer lag in einer
Höhle der schreckliche
Kerberos.
[* 7] Dann kam man auf einen geräumigen Platz, wo
Minos als
Richter saß und entschied, welchen Weg die
Seele wandeln solle. Der Weg teilte sich nun zum
Elysion, welches zur rechten Seite
des Einganges lag, und zum
Tartaros zur
Linken, als
Ort derStrafe für die Verdammten.
mytholog. Idee eines gemeinschaftlichen Aufenthaltsortes der Verstorbenen, die sich überall aus der Anschauung
des Grabes entwickelt. Nach ursprünglichster Vorstellung lebt die Seele mit dem Leibe verbunden (s. Unsterblichkeit
und Seelenkult) im Grabe fort. Daraus entsteht die Vorstellung eines allgemeinen unterirdischen Sammelplatzes der Verstorbenen,
auf welchen nun eine Reihe von der Oberwelt entlehnte Anschauungen übertragen wird, z. B. das Vorhandensein von Hainen, Wiesen,
Städten und eines Herrschers über dieses unterirdische Reich.
Besonders ausgebildet und merkwürdig sind die Vorstellungen von der außer bei den Persern (s. Zoroaster), Ägyptern (s.
Amenthes und Totenbuch) und Germanen (s. Hel und Hölle) bei den Griechen (s. Hades). In der Ilias findet man die Vorstellung von
der als einem finstern und unfruchtbaren weiten Raume, dem Reich des Hades oder Pluton
[* 9] und der Persephone,
[* 10] in welchem die Seelen der Verstorbenen ein freudloses schattenhaftes Dasein führen. Nach der Schilderung der Odyssee liegt
dagegen eine Tagereise weit von der InselAia, am westl. Ende des
Weltstroms Okeanos, wo die Sonne
[* 11] untergeht, das dunkle, des
Sonnenlichts beraubte Land derKimmerier.
Dabei verschmilzt die Vorstellung des westl. nächtlichen Dunkels mit der des Grabesdunkels, und es wird der Eingang
zur in jenes westl. Totenland verlegt. In der eigentlichen oder im Hades, in welchem die Flüsse
[* 12] Pyriphlegethon und Kokytos,
letzterer ein Ausfluß
[* 13] der Styx, sich in den Acheron ergießen, hausen die Seelen der alten Heroen (s. d.)
und Heroinen; hier sitzt nach Vorstellungen, wie sie wohl zum Teil unter ägypt. Einfluß, namentlich von den Orphikern ausgebildet
wurden, Minos (s. d.) mit goldenem Scepter und spricht wie einst den Lebenden,
so jetzt den TotenRecht, und diejenigen, welche gegen die Götter gefrevelt, wie Tityos, Tantalos
[* 14] und Sisyphos,
werden von unendlichen Qualen gefoltert. Neben diesem düstern Bilde findet man aber frühzeitig, besonders bei Hesiod, auch
ein heiteres, das vom Elysium (s. d.) oder dem Elysischen Gefilde und den Inseln der Seligen (s. d.), die, ebenfalls am Ende
der Erde, am Okeanos, gelegen, von den Heroen unter der Herrschaft des Kronos bewohnt werden.
Sonst wurden vielfach grauenvolle Gegenden, wo sich ein Abgrund zu öffnen schien, oder dunkle Grotten, als Eingänge des
unterirdischen Totenreichs betrachtet. Nach der gewöhnlichsten Vorstellung, der auch die röm. Dichter folgen, war aber das
Totenreich (lat. Orcus) rings von den Strömen der namentlich Styx (s. d.) und Acheron (s. d.) umflossen,
über welche Charon (s. d.) die von Hermes geleiteten Toten gegen Erlegung eines Fährgeldes (des Obolos, den man den Toten
in den Mund steckte) hinüberfuhr. Am jenseitigen Ufer, wo Charon die Seelen aussetzte, lag in einer Höhle der schreckliche
Kerberos (s. d.). Dann kam man auf einen Platz, wo das
Totengericht abgehalten und entschieden wurde, welchen Weg die Seele wandeln sollte. Es teilte sich nämlich nun der
Weg zum Elysium und zum Tartaros (s. d.), dem Ort derStrafe für die Verdammten. Unter diesen werden von den spätern Dichtern,
außer den drei bereits erwähnten, besonders noch Ixion und die Danaiden hervorgehoben. Die Künstler
haben die oftmals dargestellt. Am bedeutsamsten war das Gemälde des Polygnot (s. d.).
Es giebt namentlich noch in einigen griech. Vasenbildcrn Darstellungen der und dazu kommen aus griech.-röm. Zeit solche in
Reliefs und Wandgemälden. -