Verkürzung
,
in den zeichnenden
Künsten diejenige
Darstellung der
Körper, welche nicht nach den
Verhältnissen der
Glieder
[* 2]
an sich, sondern nach deren perspektivischer
Ansicht auf einem bestimmten Standpunkt entworfen wird.
Solche Verkürzungen
sind schwierig und setzen eine genaue
Beobachtung der
Natur voraus. Unter den ältern
Meistern versuchten
sich in Verkürzungen
zuerst mit
Glück
Melozzo da Forli und
Luca
Signorelli; weiter ging
Michelangelo, bis endlich durch
Correggio
bei Kuppelgemälden die vollkommene Untensicht (»di sotto
in su«) eingeführt wurde. In seinen
Bahnen bewegten sich die
Meister der Folgezeit, namentlich die italienischen und französischen
Barock- und Rokokomaler, welche bei den
Dekorationen von
Decken in gewagtesten Verkürzungen
schwelgten. Seit
Mengs begann man
wieder die
Decken ohne Verkürzung
zu behandeln, und diese Art der
Dekoration, welche dem Staffeleibild entspricht,
blieb bis in die neueste Zeit herrschend, wo man wieder auf Verkürzungen
, aber mit strenger Berücksichtigung der perspektivischen
Gesetze, zurückgegriffen
hat. - In der
Musik bedeutet Verkürzung
(Verkleinerung,
Diminution) die Beschränkung der Notenwerte eines
Themas auf die Hälfte oder den vierten Teil, welche in der
Fuge zur Ermöglichung von
Engführungen (s. d.)
häufig vorgenommen wird, aber auch bei freier
Komposition eine
Rolle spielt.