Walrat
(lat. Cetaceum oder Spermaceti, frz. blanc de baleine; engl. sperm), eine eigentümliche Fettsubstanz, welche von einem sehr großen, fischähnlichen, zur Familie der Wale gehörigen Seesäugetier, dem Physeter macrocephalus, Kaschelot oder Pottfisch, von den Seefahrern Spermwal genannt, abstammt. Die hauptsächlich von Amerikanern betriebene Jagd auf diese Tiere ist wegen deren Stärke und Behendigkeit schwierig und außerdem sehr unsicher, weil sie in den ungeheuren Wasserflächen schwer zu finden sind. Zu gewissen Zeiten scharen sie sich jedoch in großer Anzahl zusammen, und solche Sammelplätze zu kennen oder zu erraten, ist für die Jäger eine Hauptsache.
Die Tiere finden sich fast überall im Ozean, ihre eigentliche Heimat ist jedoch das südliche Polarmeer. Ein volles Drittel der Körperlänge des Tieres nimmt der ungeheure und unförmliche Kopf ein. In mehreren großen, muldenförmigen Vertiefungen der Schädeldecke, die durch Speck und Haut geschlossen sind, sowie in einem, vom Kopf bis zum Schwanz laufenden, röhrigen, sich allmählich verjüngenden Kanal und in einigen kleineren Körperhöhlen befinden sich beträchtliche Ansammlungen eines hellen flüssigen Fettes, welches den kostbareren Teil der Jagdbeute bildet, da der gleichfalls vorhandene gewöhnliche Speckthran minderwertig und Fischbein gar nicht vorhanden ist.
Ein großer Pottwal gibt bis 400 Ztr.
Öl, das etwa 75 Mk. der Zentner wert ist, außerdem 1800-2000 Ztr.
Thran. Diese Flüssigkeit ist Oleïn, in welchem das eigentliche W. gelöst ist. Diese Masse ist
durch die Lebenswärme des
Tieres flüssig, gerinnt aber, wenn sie nach dem Tode erkaltet, daher man sich mit dem Öffnen
und Ausschöpfen beeilen muß. Das Gerinnen bewirkt der W., der sich in bräunlichgelben, kristallinischen Massen größtenteils
absondert, während ein kleinerer Teil in dem flüssigen
Öle, Walratöl
, gelöst bleibt.
Durch Abtropfenlassen und Abpressen der in Fässern nach den Häfen gebrachten Masse wird das Flüssige vom Festen getrennt.
Das erstere, nachdem es mittels etwas Ätznatronlauge behandelt und durch Schütteln mit Wasser gewaschen worden, bildet
das käufliche Walrat-
oder Spermacetiöl, von gelblicher Farbe und thranigem Geruch. Man benutzt es
zur Seifensiederei und überhaupt als einen guten
Fischthran, im gereinigten Zustande als Schmieröl für kleinere
Maschinen.
Der feste Stoff des W. wird ebenfalls durch Schmelzen, Behandeln mit Lauge und Waschen mit Wasser mehr oder weniger gut gereinigt
und entfärbt.
Reines W. ist schneeweiß, perlmutterartig glänzend, fettig anzufühlen, von blätterigem Gefüge und in dünne Schuppen teilbar. Sein spez. Gewicht ist circa 0,943; bei einer Wärme von circa 50° C. wird es dünnflüssig wie Wasser. Auch das gereinigte W. wird, wenn es nicht vor Luftzutritt geschützt wird, wieder gelb und ranzig, läßt sich aber durch Waschen mit Lauge wieder verbessern. Weiße und Geruchlosigkeit, bis auf einen sehr schwachen, eigentümlichen Geruch, sind daher die Zeichen einer guten Ware. Reines W. erzeugt keine Fettflecke; wenn dies der Fall ist, verrät es einen Zusatz von Talg. Ein Zusatz von Stearin macht das W. härter und kleinblätteriger.
Der Hauptlieferant des W. ist jetzt Nordamerika; etwas weniges kommt vielleicht noch von Frankreich, das sich früher mehr am Fang beteiligte als jetzt. Die Verwendung des W. zu Kerzen (s. d.) ist seit dem Aufkommen von Stearin und Paraffin sehr in Abnahme gekommen; dafür gebraucht man es jetzt in steigendem Maße als Appreturmittel und hat dasselbe daher immer starke Nachfrage. Außerdem hat es eine regelmäßige Verwendung zu Salben, Pomaden und feineren Seifen. Der gegenwärtige Ladenpreis ist 3 Mk. pro kg. Die chemische ¶
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Zusammensetzung des W. ist ziemlich kompliziert; während man früher annahm, daß das W. aus Palmitinsäurecetyläther bestehe,
haben neuere Untersuchungen dargethan, daß ein Gemenge von verschiednen Fettsäureäthern ist, nämlich von Verbindungen
der Laurostearinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure mit den Äthern der diesen Säuren zugehörigen Alkohole.
- Zoll: W., konsistentes, gem. Tarif Nr. 26
c 2. Walratöl
(flüssiges Fett des Pottwal) Nr. 26 a 1 oder 4. Walrat
kerzen Nr. 23.