Zobel
(Mustela zibellina L., s. Tafel »Raubtiere [* 2] II«),
Raubtier [* 3] aus der Familie der Marder [* 4] (Mustelida) und der Gattung Marder, ist 58 cm lang, mit 17 cm langem Schwanz, gleicht unter den Gattungsverwandten am meisten dem Baummarder und unterscheidet sich von diesem besonders durch stärkern, gedrungenen Leib, den kegelförmigen Kopf, die größern Ohren, die hohen, starken Beine und die großen Füße. Das glänzende, seidenweiche Fell, welches ¶
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schon seit alter Zeit als das kostbarste unter allem Pelzwerk
[* 6] gilt, ist um so höher im Preis, je einfarbiger es ist. Die besten
sind auf dem Rücken schwärzlich, am Hals und an den Seiten rötlich kastanienbraun, an den Wangen grau, an der Schnauze schwarz
und grau gemischt, an den Ohren weißlichgrau oder blaß lichtbraun gerändert, am Unterhals dottergelb
bis rotorange, während die Pelze von andern Zobeln
mehr ins Dunkle oder Gelbe spielen, mehr oder weniger weiße Haare
[* 7] eingesprengt
enthalten oder stellenweise oder bisweilen selbst ganz weiß sind.
Eine ins Bläulichgraue ziehende rauchbraune Färbung des Wollhaars ist besonders geschätzt und wird
von den sibirischen Zobel
händlern das »Wasser« genannt. Der Zobel
fand sich früher vom Ural bis zum Beringsmeer und vom südlichen
Sibirien bis 68° nördl. Br., auch in Nordwestamerika. Gegenwärtig ist er durch die unablässigen Verfolgungen auf einen kleinen
Teil des nördlichen Asien
[* 8] beschränkt, und auch hier vermindert er sich von Jahr zu Jahr. Am häufigsten
ist er gegenwärtig noch auf Kamtschatka, wo die fast unzugänglichen Berge ihm Zufluchtsstätten gewähren.
Hinsichtlich der Lebensweise gleicht er unserm Edelmarder. Er jagt vorzugsweise nachts alle Tiere, welche er bewältigen kann,
namentlich Eichhörnchen, Hasen, kleine Vögel,
[* 9] verschmäht aber auch Fische
[* 10] nicht und frißt außerdem Samen,
[* 11] Früchte und Honig. An Kühnheit, List und Mordlust steht er seinen Gattungsverwandten nicht nach. Die Paarungszeit fällt in
den Januar. Ungefähr 2 Monate nach der Begattung wirft das Weibchen 3-5 Junge. Der Zobel
hält sich gern an Flußufern auf, weil
sich ihm hier die meiste Beute darbietet.
Man fängt ihn in Sibirien in Fallen,
[* 12] Schlingen und Netzen der verschiedensten Art. Schießt man ihn, so
geschieht dies, um den Balg zu schonen, mit stumpfen Pfeilen. Zum Zobelfang
vereinigen sich Gesellschaften von Jägern, die mitunter 40 Mann
stark sind. Die Jagd währt von Oktober bis Anfang Dezember. Sie ist Regal der Krone, die sich von manchen
Völker- und Ortschaften den Tribut in Zobel
pelzen zahlen läßt. Der amerikanische Zobel (Fichtenmarder, M. americana), welcher
dem Edelmarder näher steht als dem Zobel
und ein bedeutend gröberes Haar
[* 13] besitzt, ist 45 cm lang, mit 15 cm langem Schwanz, mehr
oder minder gleichmäßig braun mit gelbem Brustfleck und grauem oder weißem Kopf. Er findet sich besonders
an der Hudsonbai, am Großen und Kleinen Walfluß in Ostmaine und Labrador und liefert ebenfalls Pelze.
Der Fischermarder (Pekan, M. Pennantii), 60 cm lang, mit 30-35 cm langem Schwanz, ist sehr dunkel, selbst schwarz, am Kopf, im Nacken und auf dem Rücken gräulich; doch finden sich auch hellbraune und selbst gelblichweiße Individuen. Er bewohnt den ganzen Norden [* 14] Amerikas, lebt an Flußufern in selbstgegrabenen Höhlungen und nährt sich hauptsächlich von Säugetieren. Man jagt ihn des Felles halber, welches im Norden Amerikas und in Rußland sehr geschätzt ist.
Vgl. Sabaniew,
Der Zobel
und die Zobel
industrie (Mosk. 1874).