Titel
Böhm
,
Länder der Ungarischen

* 2
Ungarn.1) Johann Daniel, Bildhauer, Medailleur und Steinschneider, geb. zu Wallendorf in Ungarn, [* 2] widmete sich seit 1814 der Kunst und war Schüler Cervaras, bildete sich jedoch meist als Autodidakt zu Florenz [* 3] und Rom. [* 4] Später wurde er als Hofmedailleur und Lehrer der Graveurschule nach Wien [* 5] berufen, wo er starb. Er war auch in der Skulptur im kleinen hervorragend.
2) Theobald, berühmter Verfertiger von Holzblasinstrumenten (besonders
Flöten), geb. zu
München,
[* 6] war als Flötist langjähriges Mitglied der königlichen
Kapelle daselbst und auch als
Komponist für sein
Instrument, besonders
aber als Verbesser der
Konstruktion desselben thätig. Das
»System hat eine vollständige Umwandlung im
Bau der Holzblasinstrumente
hervorgebracht. Böhm
ging im Anschluß an den
Engländer
Gordon von der
Idee aus, daß nicht die Bequemlichkeit
der
Applikatur, sondern die akustischen Prinzipien der besten
Resonanz maßgebend sein müssen für die Anbringung der Tonlöcher;
so stellte er erst die
Mensur der
Flöte fest und dann erst dann auf eine passende Einrichtung der
Mechanik.
Die früher sehr kleinen Tonlöcher machte er so weit, daß die Fingerspitze sie nicht völlig deckte
und durchweg
Klappen als Verschlußmittel nötig wurden. Der
Ton der Böhm
schen
Flöte ist viel voller, runder, prinzipalstimmenartiger
als
der der alten
Flöte, wie denn die Gegner des
Systems an ihm auch das
Charakteristische des Flötentons vermissen. Böhm
starb in
München. Er schrieb: »Über den Flötenbau und die neuesten Verbesserungen
desselben«
(Mainz
[* 7] 1847) und »Die
Flöte und das Flötenspiel, in akustischer, technischer und artistischer Beziehung«
(München).
Sein wissenschaftlicher Betrat war
Professor v.
Schafhäutl.
3) Joseph, Gründer der modernen Wiener Geigenschule, geb. zu Pest, erhielt den ersten Unterricht im Gesang und Violinspiel von seinem Vater, vervollkommte sich im letztern unter Rodes Leitung, konzertierte bereits in seinem achten Lebensjahr und ward 1819 erster Violinist am Wiener Konservatorium, später Professor daselbst sowie auch Mitglied der Hofkapelle; er starb Er komponierte Konzerte und Duette für Violine, Streichquartette etc. Als Lehrer entfaltete er eine sehr erfolgreiche Wirksamkeit. Seine namhaftesten Schüler sind: Ernst, Hauser, Auer, Ed. Singer, Hellmesberger (der ältere), Joachim.
Italien

* 8
Italien. 4)
Joseph
Edgar, Bildhauer, Sohn von Böhm
1), geb. zu
Wien, wurde durch seinen
Vater früh in die
Kunst eingeführt und
bereiste mit diesem auch
Italien
[* 8] und
England. 1862 ließ er sich in
London
[* 9] nieder, wo er durch Porträtbüsten
und Statuetten bekannt wurde, die ihm Aufträge von seiten des
Hofs verschafften. Seine
Arbeiten sind voll
Leben und
Ausdruck,
aber oft mehr malerisch als plastisch wirkend ausgeführt. Allmählich gelangte er auch zu größern, monumentalen
Arbeiten
und namentlich zu Porträtstatuen; so schuf er eine kolossale Marmorstatue der
Königin
Viktoria für
Windsor
Castle, eine kolossale Bronzestatue des Dissenterpredigers
John
Bunyan (gest. 1688) in
Bedford, eine bronzene Reiterstatue des
Prinzen von
Wales für
Bombay,
[* 10] eine sitzende
Statue des Schriftstellers
Thomas
Carlyle, die
Statue des
Feldmarschalls
Burgoyne auf
dem Waterlooplatz in
London und die des
Lords
Napier of
Magdala für
Ostindien.
[* 11]