Chinesische
China und Japan

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China.Mauer (chines. Wan-li tschang-tschöng, d. i. Mauer von 10000 Li, mongol. Jagan Kerme, d. i. Weiße Wand) heißt die berühmte, in der That nur ungefähr 5000 Li oder 2450 km lange, zum Schutze des eigentlichen China [* 2] gegen die Einfälle nördl. Barbaren bestimmte Schutzwehr, das größte Bauwerk der Erde. Über ihren Ursprung schwebt selbst bei chines. Geschichtschreibern noch ein gewisses Dunkel. Nach einigen wurde sie von dem Stifter der Dynastie Thsin, dem Kaiser Thsin-schi-Hwang-ti (237-221 v. Chr.), neu erbaut, nach andern aber erweiterte und verbesserte derselbe sie nur.
Marco Polo erwähnt ihrer nicht. Sie nimmt ihren Anfang südwestlich von Su-tschou in Kan-su, verläuft erst in nördl., dann meist südöstl. Richtung bis zum Hoang-ho, begleitet denselben, sich nach Norden [* 3] wendend, zuerst auf dem rechten, dann aus seinem linken Ufer, bildet von der Gegend bei Ning-hia, am Flusse beginnend, die südl. Grenze des Landes der Ordos, überschreitet den Hoang-ho zum zweitenmal, um in die Provinz Schan-si einzutreten, spaltet sich hierauf in zwei sich später wieder vereinigende Arme und erstreckt sich durch die Provinz Pe-tschi-li, um am Golf von Liau-tung zu enden.
Dieses östl. Ende, das stark befestigte Schan-hai-kwan, oder «Berg- und See-Schluß», ist zuerst im 6. Jahrh. angelegt, da der alte Grenzwall des Thsin-schi-Hwang-ti weiter nördlich gelegen haben müßte. Im westl. Teil ist die Mauer mit großer Sorgfalt, in der Provinz Schan-si dagegen nachlässiger und stellenweise nur aus Erde errichtet. Ihre Bauart ist bei Peking [* 4] die der Mauer von Peking und anderer befestigter Städte. Mit Einschluß der 1,5 m hohen, sich von der 5 m hohen Plattform erhebenden Brustwehr [* 5] beträgt die ganze Höhe der Mauer 16,5 m, während sie an ihrem untern Teile 8, an ihrem obern 5 m dick ist. Sie besteht aus zwei Lagen von Backsteinen, von denen jede ⅔ m dick und deren Zwischenraum mit Erde, Rollsteinen u. s. w. angefüllt ist.
Chinesischer Hanf - Ch

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Zu der Plattform gelangt man durch so bequeme Treppen,
[* 7] daß man sie hinaufreiten kann. In Zwischenräumen befinden sich Türme,
oft aus zwei Stockwerken. Die Hauptthore sind durch Ringmauern
geschützt. Nordwestlich von Peking ist die Mauer zweifach, dreifach,
ja so oft aufgeführt, als die Umstände es nötig zu machen scheinen. Sie windet sich über Abgründe
und Bergrücken. An einer Stelle erreicht sie die Höhe von 1700 m. Doch war ihr Nutzen immer ein sehr geringer.
Spottiswoode - Sprache

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Sprache.Seitdem die Mandschu Herren von China geworden sind, ist sie völlig überflüssig. Sie ist daher auch teilweise schon verfallen und verfällt immer mehr. Teilweise scheint von Anfang an nur ein Wall von lose aufgeschichteten Steinen, teilweise nur ein Lehmwall bestanden zu haben, wie es andererseits ganz aus Granit und Porphyr aufgeführte Strecken giebt. Gab es schon Jahrhunderte vor Thsin-schi-Hwang-ti derartige Grenzwälle (zur Zeit der Tschou), so erreichten sie doch zur Zeit der Ming-Herrschaft erst ihr Ende und gerade da, wo Ausländer am meisten die Mauer zu sehen bekamen, nordwestlich von Peking. Dort in der innern Mauer ist das berühmte Thor Kü-jung-kwan, wo Inschriften in Sanskrit, in chines., mongol., uigurischer, tibetischer und shutschi-tungusischer Sprache [* 8] die innern Wände füllen (vom J. 1345, erneuert 1445). Die Mauer oder Grenzbefestigung, welche Möng-tien, der Feldherr des Thsin-schi-Hwang-ti, 214 v. Chr. bauen ließ, hatte im W. einen südlichern und östlichern, im O., wo sie in Liau-tung endete, einen nördlichern Verlauf. -
Vgl. Möllendorff, Die Große Mauer von China (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Jahrg. 35);
Wylie, Über die Inschriften von Kü-jung-kwan (im «Journal of the Royal Asiatic Society», Dez. 1870).