Cohnheim
,
Julius, Mediziner, geb. zu Demmin [* 3] in Pommern, [* 4] studierte seit 1856 zu Berlin, [* 5] Würzburg, [* 6] Greifswald [* 7] und Prag, [* 8] praktizierte 1862-63 in Berlin, machte in einem Feldlazarett den schleswig-holsteinischen Krieg mit und ward 1864 unter Virchow Assistent am pathologischen Institut in Berlin und 1868 Professor der pathologischen Anatomie in Kiel. [* 9] Im deutsch-französischen Krieg war er im Berliner [* 10] Barackenlazarett thätig. 1872 ging er als Professor der pathologischen Anatomie nach Breslau, [* 11] wo unter seiner Leitung ein neues pathologisches Institut errichtet wurde, folgte aber 1876 einem Ruf als Professor der allgemeinen Pathologie und Direktor des pathologischen Instituts nach Leipzig, [* 12] wo er starb.
Seine
Arbeiten bewegen sich im wesentlichen auf dem Gebiet der normalen und pathologischen
Histologie, der pathologischen
Anatomie
und vor allem der experimentellen
Pathologie. Cohnheims
Hauptverdienst ist, experimentell nachgewiesen
zu haben, daß bei jeder
Entzündung der größte Teil der Eiterkörperchen aus den durch die Wandungen der
Venen und
Kapillaren
ausgewanderten weißen Blutkörperchen
[* 13] besteht, während bis dahin die Virchowsche
Ansicht, daß die Eiterkörperchen durch
Zellenteilung umgebildete Bindegewebskörperchen seien, allein gültig war.
Mithin steht nunmehr fest, daß ohne Blutgefäße keine Entzündung möglich ist, eine Thatsache, welche für die gesamte Medizin von unabsehbarer Bedeutung ist. Er schrieb: »Untersuchungen über die embolischen Prozesse« (Berl. 1872);
»Neue Untersuchungen über die Entzündung« (das. 1873);
»Vorlesungen über allgemeine Pathologie« (das. 1877-80, 2 Bde.; 2. Aufl. 1882);
»Die Tuberkulose vom Standpunkt der Infektionslehre« (2. Aufl., Leipz. 1881).
Seine »Gesammelten Abhandlungen« gab E. Wagner heraus (mit Biographie von Kühne, Berl. 1885).
Vgl.
Ponfick, Gedächtnisrede
auf Cohnheim
(Bresl. 1884).
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