Huelva
(spr. uéllwa), span. Provinz in der Landschaft Andalusien, grenzt im N. an die Provinz Badajoz, im O. an Sevilla [* 3] und Cadiz, [* 4] im S. an den Atlantischen Ozean (Golf von Cadiz), im W. an Portugal [* 5] und hat ein Areal von 10,138 qkm (184,1 QM.). Hinsichtlich ihrer Bodenbeschaffenheit zerfällt die Provinz in zwei Teile: das romantische, malerische Gebirgsland mit ⅔ und das sanft hügelige Küstenland mit ⅓ des Areals. Das nördliche Bergland gehört dem marianischen Gebirgssystem und den von demselben nach S. zu sich abdachenden Terrassen an; der Hauptzug ist die Sierra de Aracena (bis 1641 m). Die Küstenebene ist im SO. (Las Arenas Gordas) wüst und öde.
Die wichtigsten Flüsse [* 6] sind: der Guadiana, Grenzfluß gegen Portugal, und sein Nebenfluß Chanza, welcher ebenfalls mit einem großen Teil seines Laufs die Provinz von Portugal scheidet, dann die Küstenflüsse Odiel und Rio Tinto. [* 7] Die Bevölkerung [* 8] belief sich 1878 auf 210,447 Einw. (1884 auf 221,000 geschätzt), d. h. 20 pro Quadratkilometer, und weist, entsprechend dem allseitigen lebhaften Fortschritt, welchen die Provinz in kultureller und produktiver Beziehung zeigt, eine rasche Zunahme auf.
Die Erwerbsquellen sind sehr vielseitige und lohnende. Der Hauptreichtum der Provinz besteht in erster Reihe in unerschöpflichen Schwefelkieslagern am Südabhang der Sierra Aracena, von welchen die zu Rio Tinto und Tharsis die bedeutendsten sind, dann in Braunstein und Eisenerz. Die Ausfuhr an Bergwerksprodukten, hauptsächlich an kupferhaltigem Schwefelkies, beträgt über 500,000 metr. Ton. Auch der Ackerbau macht befriedigende Fortschritte und liefert Weizen, Gerste, [* 9] Hafer, [* 10] Mais und Bohnen.
Außerdem sind der Weinbau (über 30 Mill.
Lit.), die Ölproduktion (12½ Mill.
Lit.), der Fischfang, namentlich
auf
Sardinen u.
Thunfische, wovon bedeutende
Quantitäten gesalzen und geräuchert ausgeführt werden, sowie
Fischthran (Hauptort
Isla Cristina), die Austernzucht und die
Schiffahrt von Bedeutung. Die
Industrie ist dagegen nicht nennenswert. Ausfuhrartikel
sind außer den
Erzen:
Zement,
Kupfer,
[* 11]
Wein,
Früchte,
Kork;
[* 12] die Einfuhr umfaßt namentlich
Steinkohlen und
Koks,
Eisen
[* 13] und
Stahl,
Maschinen,
Bauholz,
Zement und
Spiritus.
[* 14] Die
Provinz besitzt einige Häfen, wie
den der Provinzialhauptstadt,
dann
Palos,
Moguer und
Ayamonte. An Kommunikationsmitteln enthält die
Provinz die von
Sevilla nach der Stadt Huelva
führende
Eisenbahn,
von welcher drei
Linien nach den Minendistrikten auslaufen. Eine
Bahn nach
Estremadura ist im
Bau. Die
Provinz
umfaßt sechs
Gerichtsbezirke (darunter
Ayamonte,
Cerro,
Moguer,
Palma).
Die gleichnamige Hauptstadt (das phönikische Onuba und das römische Oroba) liegt auf einer Halbinsel zwischen den Mündungsbuchten der Flüsse Odiel und Rio Tinto, die sich unterhalb derselben vereinigen, hat eine ehemalige Moschee mit Minaret, jetzt Kirche San Pedro, eine höhere Unterrichtsanstalt (academia), ein Theater [* 15] und zählt (1878) 13,125 Einw., deren Haupterwerbszweige Espartoflechterei und Fischfang sind. Die Stadt treibt außerdem lebhaften Küstenhandel und ist der Hauptausfuhrplatz der Erze und Weine der Provinz.
Sie ist in
lebhafter
Entwickelung begriffen und vergrößert sich durch zahlreiche Neubauten sowie durch das Zuströmen von
Arbeit suchenden
Personen. Die als
Hafen dienende
Bai hat eine
Länge von 18 km, eine durchschnittliche
Breite
[* 16] von ¾ km und eine
Tiefe von 9 m bei
Ebbe. Die
Barre, von leichtem
Sand, erlaubt
Schiffen von 6 m Tiefgang bei hoher
Flut Eingang. Der
Hafen hat durch
den
Bau der
Bahn von
Sevilla nach Huelva
dann der
Rio-Tintobahn sehr gewonnen und dürfte durch den
Ausbau der
Eisenbahn nach
Estremadura weitern Aufschwung nehmen. Er ist in neuerer Zeit wesentlich verbessert, unter anderm mit einer
neuen eisernen Ladebrücke versehen worden.
Eingelaufen sind, abgesehen von der Küstenfahrt, 1885: 716 Schiffe [* 17] mit 418,190 Ton., meist Dampfschiffe;
ausgelaufen sind 707
Schiffe mit 493,802
Ton. Der
Wert der Ausfuhr (60 Mill.
Mk.) ist bedeutend größer als der der Einfuhr
(6½ Mill. Mk.). Huelva
ist Sitz eines
Gouverneurs sowie eines deutschen
Konsuls. Gegenüber von Huelva
liegt das
Kloster
Santa Maria
della Rabida, welches 1491
Kolumbus eine Zuflucht bot, jetzt
Eigentum des
Herzogs von
Montpensier, mit prächtiger
Aussicht.