Murcĭa,
ehemaliges
Königreich im südöstlichen
Spanien,
[* 3] 26,400 qkm (479 QM.) mit (1878) 670,733 Einw.
umfassend, grenzt gegen N. an
Neukastilien, gegen O. an
Valencia,
[* 4] gegen
S. an das
Mittelländische Meer, gegen
W. an
Andalusien und zerfällt in die zwei
Provinzen
[* 5] und
Albacete. - Die
Provinz Murcia
, die südliche Hälfte des
Königreichs, nördlich
von der
Provinz
Albacete, östlich von
Alicante, südlich vom
Meer und westlich von
Almeria und
Granada
[* 6] begrenzt, hat einen Flächenraum
von 11,537 qkm (209 QM.), ist im nördlichen Teil gebirgig und von
Ausläufern des bätischen
Systems
(Sierra
de Espuña 1583
m) und des valencianischen
Hochlandes
(Sierra de las
Cabras, El Carche, 1381 m,
Sierra de las
Salinas 1117 m) durchzogen.
Der südlich gegen die Küste zu gelegene Landstrich ist großenteils eben. Die Küstenlinie umfaßt auch einen großen Strandsee, Mar Menor. Hauptfluß ist der Segura, welcher hier an Nebenflüssen den Caravaca, Quipar und Sangonera aufnimmt; doch sind die Flüsse [* 7] nicht wasserreich. Das Klima [* 8] ist im ganzen angenehm und gesund. Die Bevölkerung [* 9] beträgt (1878) 451,611 Bewohner (1885 auf 463,000 geschätzt), d. h. 39 auf das QKilometer. Der Boden ist im allgemeinen, abgesehen von den Flußthälern, nicht sehr fruchtbar.
Die Küstenebene ist eine weite, mit Lavendel, Rosmarin und Cistus bedeckte Sandebene, auch sonst ist das Land großenteils wasserarm. Die wichtigsten Produkte sind: Weizen, Gerste, [* 10] Mais, Seide, [* 11] Hanf, Südfrüchte, sehr viel Öl, Wein, Esparto, Korkeichen und Kastanien;
das Tierreich liefert Wild, Geflügel, Schafe, [* 12] Schweine, [* 13] Ziegen, Maulesel;
die Rindviehzucht ist vernachlässigt.
Sehr ergiebig ist der Bergbau, [* 14] namentlich auf Blei, [* 15] Eisen, [* 16] Schwefel, Kupfer, [* 17] Galmei und Zink. Hüttenwerke bestehen bei Cartagena (Herrerias) für Silber und Blei; doch stellt der Mangel an Brennmaterial dem Hüttenbetrieb Schwierigkeiten entgegen. Die Provinz besitzt auch treffliche Mineralquellen (Alhama, Archena). Die Industrie beschränkt sich vorzugsweise auf Seidenweberei und Verfertigung von Flechtwaren aus Espartogras, als Bundschuhen, Überziehern für Bergleute, Teppichen, Lauftüchern, Stricken und Seilen.
Außerdem wird noch vereinzelt Fabrikation von
Soda,
Salz,
[* 18]
Salpeter, Töpfergeschirr,
Ziegeln,
Glas,
[* 19]
Seife und Stahlwaren getrieben.
Der
Handel findet in mehreren guten Häfen und in den neuerdings geschaffenen Kommunikationswegen
(Eisenbahn
von
Cartagena über Murcia
nach
Albacete und Flügelbahn von Murcia
nach
Alicante) wesentliche Förderungsmittel. Hauptausfuhrartikel
sind die erwähnten
Erze und
Metalle nebst
Salz,
Alaun
[* 20] und
Soda, dann
Esparto und Espartowaren, Seidenzeug,
Steingut,
Glas und
Schafe.
Die
Provinz umfaßt zehn
Gerichtsbezirke (darunter
Caravaca,
Cartagena,
Cieza,
Lorca,
Mula,
Totana, La
Union,
Yecla).
Die gleichnamige Hauptstadt, in üppiger, ausgedehnter
Huerta, am
Segura, über welchen eine prächtige
Brücke
[* 21] führt, und
an der
Eisenbahn von
Madrid
[* 22] nach
Cartagena gelegen, ist nach maurischer Art unregelmäßig angelegt, hat viele prächtige, mit
platten Dächern versehene
Häuser und meist breite, schöne
Straßen und
Plätze. Die bemerkenswertesten Gebäude
sind: die monumentale, reichgeschmückte
Kathedrale aus dem 16. Jahrh. mit hohem Glockenturm, der bischöfliche
Palast, die
Getreidehalle und das öffentliche
Spinn- und Färbehaus für
Seide. Murcia
hat außer der
Kathedrale 11
Pfarrkirchen, ein Priesterseminar,
eine
Normalschule für
Lehrer und
Lehrerinnen, ein Instituto, eine Zeichen- und Bauschule, 2 öffentliche
Bibliotheken, ein
Museum, ein
Theater
[* 23] und einen
Zirkus, prächtige
Promenaden etc. und zählte 1878 mit den zum Gemeindegebiet gehörenden Ortschaften
91,805 Einw., die sich vorzugsweise mit
Seiden-,
Frucht- und Ölbau, Salpetersiederei, Seidenspinnerei und
-Weberei, Espartoflechterei,
Soda- und Pulverfabrikation, Verfertigung von musikalischen
Instrumenten, namentlich
Guitarren, Fabrikation von Wolldecken und
Glas beschäftigen. ist Sitz des
Gouverneurs und eines
Bischofs. Es gilt für das alte Vergilia. - Die Stadt
wurde 1263 vom König
Alfons X. von
Kastilien den
Mauren entrissen und blieb diesem, als sein zweiter Sohn,
Sancho, 1276 den
väterlichen
Thron
[* 24] beanspruchte, von allen
Städten allein treu. Durch das
Erdbeben
[* 25] vom 18. bis wurde
Murcia
fast ganz verwüstet; wurde es von den Insurgenten durch
Kapitulation genommen.