Nigercompagnie
(Royal
Niger Company), engl.
Aktiengesellschaft, die durch königl.
Charter vom ermächtigt
wurde, im Unterlauf des
Niger von Akassa bis
Say und am
Binue von
Lokodscha bis oberhalb Jola durch
Verträge mit den eingeborenen
Fürsten Hoheitsrechte zu erwerben,
Zölle zu erheben und
Handel zu treiben. Durch 300
Verträge, darunter
solche mit
Sokoto (1885 und 1890),
Gando und
Nupe und mit dem
Sultan von Jola (1893), gewann die Compagnie ein
Territorium von
etwa 200000 qkm.
Thatsächliche polit.
Herrschaft übt sie nur wenige Kilometer landeinwärts an beiden Ufern des Niger und Binue aus. Doch ist es ihr gelungen, den Sklavenhandel zu unterdrücken und die Feindseligkeiten der kleinern Häuptlinge untereinander niederzuhalten oder zu schlichten. Sie hat eine Schutztruppe von 4–500 Haussanegern und eine Dampferflottille von 30 Schiffen. Sie ist Regent und Kaufmann in einer Person. Das Centrum der Verwaltung befindet sich in Asaba (Asaka) am untern Niger; dort ist auch ein Zollamt, ein Hospital und Baracken für die Schutztruppe.
Schiff II

* 2
Schiffe.
Vor dem Hauptzollamt in Akassa (an der Mündung) müssen sämtliche Schiffe
[* 2] anlaufen, die auf dem
Niger und
Binue
Handel treiben
wollen.
Faktoreien von größerer Bedeutung sind in Ebo, Abutschi,
Idda,
Lokodscha,
Eggan und Jola errichtet. Die Ausfuhr besteht
in Palmöl, Palmkernen, Elfenbein,
Kautschuk und den
Früchten des Butterbaums; die Einfuhr in Baumwollzeugen,
irdenen und Eisenwaren, in
Spirituosen,
Salz
[* 3] und
Tabak.
[* 4] – Die Nigercompagnie
wurde unter der Bezeichnung
United
African Company 1879 als
Handelsgesellschaft gegründet und nannte sich von 1882 an National
African Company.
Als der deutsche Reisende Flegel den Versuch machte, das Binuegebiet für
Deutschland
[* 5] zu erwerben, schloß
die Gesellschaft 1884 schleunigst
Verträge mit den
Sultanen von
Sokoto und
Gando ab und sicherte diese durch Erlangung eines
königlich brit. Schutzbriefs. In schweren
Konflikt geriet sie mit dem
Franzosen Mizon, als dieser 1892 die im Bereich der
Nigercompagnie
liegende, von
Sokoto abhängige Landschaft
Muri als franz. Protektorat erklärte. Auf Drängen der Compagnie
wurde 1893 die
Trikolore in
Muri entfernt.
Die
Freiheit der Schiffahrt auf
Niger und
Binue wurde im Nov. 1893 im deutsch-engl.
Vertrage festgestellt. 1894 erneuerte die
Nigercompagnie
ihren
Vertrag mit
Borugung (s. d.), über welches Land jedoch fast gleichzeitig auch der
Franzose Decoeur
das franz. Protektorat errang.
Über die
Gültigkeit des einen oder andern
Vertrags schweben noch diplomat. Verhandlungen zwischen
England und
Frankreich. Ein barbarischer
Guerillakrieg zwischen den Braßleuten und den Grenzwächtern der Nigercompagnie
entbrannte Anfang 1895 infolge
des lebhaften Schmuggels, den die Eingeborenen des
Nigerküstenprotektorats betrieben; es kam zu einem entsetzlichen
Blutbad
in Akassa. Die Nigercompagnie
blieb schließlich siegreich.